Unter Mobilität versteht man die Überwindung räumlicher Distanzen mit dem Ziel, sozialen und ökonomischen Aspekten eines Lebens gerecht zu werden. Damit dieser Prozess langfristig möglich ist, bedarf es ebenfalls der Beachtung ökologischer Normen. Somit kommt man zum Begriff nachhaltige Mobilität, welche zunehmend eine größere Rolle in unserer Gesellschaft einnimmt. Experten aus der Wissenschaft setzen sich mit innovativen Ideen vermehrt für die Etablierung eines umweltfreundlichen Verkehrs ein. Doch welche Konzepte sind wirklich zukunftsfähig?
Alternativen zum Verbrenner
Laut dem Statistischen Bundesamt fungiert im Personenverkehr das Automobil als das meistgenutzte Verkehrsmittel [1]. Dieses eignet sich aufgrund der hohen Nutzerquote gut für experimentelle Marktangebote und birgt gleichzeitig eine Menge Potenzial, was die Bekämpfung des Klimawandels angeht. Denn allein die Reduzierung vom CO₂-Ausstoß in der Automobilbranche würde den Verkehrssektor um einiges grüner gestalten.
Das E-Auto
Die Idee hierfür ist auf den Franzosen Gustave Trouvé zurückzuführen, der 1881 sein mit Blei-Akkus betriebenes Dreirad, das Trouvé Tricycle, auf der Straße fuhr [2]. Damals erreichte diese neue Erfindung eine Geschwindigkeit von 12 km/h und verfügte über eine Reichweite von 14 bis 16 Kilometer (enercity.de). Heutzutage gibt es wesentlich leistungsfähigere Elektroautos auf dem Markt.
Neben der Tatsache, dass diese beim Fahren CO₂-neutral sind und weniger Lärm produzieren, werden keine wahrnehmbaren Abgase ausgestoßen. An vielen Orten wurde die städtische Grundeinrichtung so angepasst, dass mehr Ladestationen verfügbar sind. Ebendies ist nötig hinsichtlich der relativ begrenzten Reichweite im Vergleich zu den Verbrennern. Mit einer vollen Ladung ist bei Elektroautos eine Reichweite von 120 bis 500 km üblich, abhängig von äußeren Einflüssen wie dem Wetter und der Fahrweise [3]. Benzinbetriebene Fahrzeuge können dagegen nach einer Tankfüllung ca. 1200 km zurücklegen [4]. Weitere Nachteile vom E-Auto ergeben sich ebenfalls aus ihrem Hauptbestandteil, den Akkus. Obwohl die Nutzung des E-Autos emissionsfrei erfolgt, sind die Ökobilanzergebnisse des Produkts nicht ganz vorbildlich. In der Herstellung desselben kommen seltene Erden sowie weitere Elemente wie Kobalt oder Lithium zum Einsatz, deren Abbau die Umwelt belastet. Dazu erfolgt die Beschaffung erforderlicher Materialien manchmal unter menschenverachtenden Arbeitsbedingungen in ärmeren Ländern, in welchen Arbeitsstandards nur geringfügig vorhanden sind. Ebenso fraglich ist die Verwertung genutzter Stoffe.
Das Wasserstoffauto
Das allgemeine Problem wird keinesfalls gelöst, falls Elektroautos keinen Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Andererseits gibt es auch in diesem Feld Aufwärtsbewegungen. Brennstoffzellen-Autos, besser bekannt als Wasserstoffautos, sind im Grunde genommen Elektroautos, deren Strom durch einen Wasserstofftank samt Brennstoffzellen erzeugt wird. Dieser Prozess nutzt die Umkehrung der Elektrolyse. Durch die Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser entstehen Wärme und elektrische Energie. Diese ist dazu imstande, den Motor von einem E-Auto voranzutreiben. Denkbar wäre eine Verbreitung dieses Verfahrens, welches davor weitere Forschung und Verfeinerung im Hinblick auf die Sicherheitsstandards verlangt.
E-Auto mit Natriumantrieb
Das Elektroauto Seagull vom chinesischen Automobilhersteller BYD bedient sich eines Natrium-Ionen-Akkus und stellt mit dieser Akkutechnologie eine der neusten als auch vielversprechendsten Entwicklungen dar. Das Modell soll eine Reichweite von 305 km aufweisen [5]. Hinsichtlich dessen, dass Natrium einen Anteil von 2,36 % an der Erdkruste ausmacht [6], sind die Produktionskosten, welche im Nachhinein auf Kunden übertragen werden könnten, niedrig. Dadurch beträgt in China der Preis lediglich ca. 9000 Euro. Zudem sollen diese Autos auch sicherer sein und nicht so schnell entflammbar wie das herkömmliche E-Auto. Zumal in der Batteriezelle Natrium-Ionen zwischen Plus- und Minuspol wandern, sollen die Akkus eine höhere Ladegeschwindigkeit aufzeigen, womit sie sich ebenfalls besser in den Alltag integrieren ließen als übliche E-Autos. Ab 2025 sind auch Verkäufe innerhalb Europa geplant, allerdings von deutlich größeren und kostspieligeren Modellen [7].
Druckluftauto
Ein weiteres Ergebnis von Forscherteams im Feld nachhaltiger Antrieb für einen emissionsfreien Verkehr ist das Druckluftauto, dessen Erfindung allerdings bereits im 19. Jahrhundert erfolgte. Dieses Fahrzeug kann mittels komprimierter Luft angetrieben werden, sodass keine Verbrennungsvorgänge notwendig sind. Dagegen spricht vor allem der hohe Preis, zumal die Autos in der Regel aufwendige Einzelexemplare sind.
Umweltfreundlich durch das Teilen – Carsharing
Das gemeinschaftliche Nutzen eines Autos spart Haltungskosten, welche durch Reparaturen oder Steuern anfallen. Somit kann man ca. 500 Euro jährlich sparen [8]. Auf Online-Plattformen lassen sich verfügbare Fahrzeuge in der Nähe finden und reservieren, wodurch sich das System ohne Komplikationen in den eigenen Tagesplan einbauen lässt.
Mit der voranschreitenden Digitalisierung, insbesondere im Teilgebiet der künstlichen Intelligenz, ist ein weiterer Ausbau des Carsharings denkbar. Mithilfe der künstlichen Intelligenz könnten sogar die kurzen Strecken auf dem Weg zum Wagen wegfallen, zumal das ferngesteuerte oder gar intelligente Auto den Nutzer abholen könnte. Dass die Verantwortung im Verkehr abgegeben wird, wirft jedoch unzählige juristische Fragen auf, derer man sich ebenfalls annehmen müsste.
Öffentliche Verkehrsmittel
Der ÖPNV verursacht im Vergleich zu Pkws im Schnitt die Hälfte der CO₂-Emissionen, womit dieser die umweltfreundlichere Option ist. Außerdem ist er aufgrund von Wochen- und Monatskarten und weiteren Angeboten wie das Deutschlandticket günstiger als Privatfahrzeuge. Annullierte oder verspätete Busse und Bahnen stellen dennoch ein großes Problem dar. Die Deutsche Bahn hat in ihrer Veröffentlichung der Pünktlichkeitswerte für den Juni 2024 beim Personenverkehr 88,1 % betriebliche Pünktlichkeit angegeben [9]. Äußere Einflüsse wie Umweltkatastrophen, Unfälle oder technische Störungen lassen sich schwer verhindern. Eine Investition, welche für eine höhere Pünktlichkeitsrate sorgen würde, ist der bundesweite Ausbau des Schienennetzes. Finanziert werden kann er nur, wenn mehr Kunden insbesondere im Güterverkehr die kurze Unannehmlichkeit hinnehmen.
Das Fahrradfahren
Laut dem Umweltbundesamt ist das Fahrrad das umweltfreundlichste Verkehrsmittel [10]. Dieses ist zudem nicht nur kostengünstig, sondern auch gesundheitsfördernd, was in der physischen Aktivität begründet liegt. Mithilfe neuer Wege sollen Reichweite, Sicherheit und Motivation für das Fahrradfahren gesteigert werden. So sollen allein in Bayern bis zum Jahr 2030 ganze 1.500 km neue Radwege entstehen [11].
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