Ein herausforderndes Jahr für die Wärmepumpenbranche
Unternehmen haben in den vergangenen Jahren europaweit über sieben Milliarden Euro in neue Produktionskapazitäten, Schulungen und Fachkräfte investiert.
Die deutsche Wärmepumpenbranche hat ein bewegtes Jahr 2024 erlebt. Nach dem Rekordjahr 2023, in dem der Absatz deutlich gestiegen war, brachen die Verkaufszahlen 2024 um 46 Prozent ein und erreichten nur noch 193.000 Geräte. Trotzdem konnte die Wärmepumpe ihren Marktanteil halten: 27 Prozent aller in Deutschland installierten Heizungen waren weiterhin Wärmepumpen. Hauptursachen für den Rückgang waren Unsicherheiten in der kommunalen Wärmeplanung und eine weiterhin ausbaufähige Bekanntheit der Förderprogramme.
Dennoch blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. Unternehmen haben in den vergangenen Jahren europaweit über sieben Milliarden Euro in neue Produktionskapazitäten, Schulungen und Fachkräfte investiert. Diese Investitionen sind eine solide Grundlage, um auf eine erwartete Markterholung vorbereitet zu sein. Unsere Branchenprognose geht davon aus, dass der Markt 2025, sofern die Rahmenbedingungen stabil bleiben, um etwas mehr als 30 Prozent wachsen könnte.
Stabile politische Rahmenbedingungen sind entscheidend
Für eine nachhaltige Markterholung ist ein verlässliches politisches Umfeld von zentraler Bedeutung. Gesetzliche Regelungen wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG) und das Wärmeplanungsgesetz haben wichtige Impulse gesetzt, auch wenn aufgrund der bevorstehenden Implementierung der EU-Gebäuderichtlinie weiterhin Handlungsbedarf besteht. Insbesondere die sogenannte 65-Prozent-Regel in §71 GEG darf dabei nicht infrage gestellt werden. Diese technologieoffene Vorgabe ermöglicht alle nach DIN 18599 berechenbaren Lösungen, die mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien einsetzen. Sie gibt den Verbrauchern die entscheidende Sicherheit beim Heizungstausch und der Branche die notwendige Planungssicherheit für die Transformation.
Verlässliche Förderung als Schlüssel zum Erfolg
Die Förderprogramme, allen voran die novellierte BEG-Förderung, haben in den vergangenen Monaten deutlich an Bekanntheit und Vertrauen gewonnen. Doch eine Marktstabilisierung setzt voraus, dass diese Förderungen verlässlich bleiben. Die Union hat in ihrem Wahlprogramm explizit angekündigt, für eine „verlässliche Förderung“ zu sorgen, um neue Unsicherheiten oder Marktstörungen zu vermeiden. Diese politische Zusage ist ein wichtiges Signal sowohl für Verbraucher als auch für die Branche und muss eingehalten werden.
Der Strompreis als entscheidender Hebel
Ein weiterer zentraler Faktor für die Entwicklung des Wärmepumpenmarktes bleibt der Strompreis. Parteipolitisch herrscht Einigkeit darüber, dass die Finanzierung des Netzausbaus fair gestaltet werden muss. Eine Absenkung der Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum und eine faire Gestaltung der Netzentgelte könnten deutliche Signale für die Wettbewerbsfähigkeit nicht nur erneuerbarer Heizlösungen, sondern allgemein auch der Sektorkopplung setzen. Es ist wichtig, dass Gebäudeeigentümer erkennen können, dass der Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung tatsächlich zu sinkenden Verbraucherpreisen führt.
Kommunale Wärmeplanung: Klarheit für Bürger schaffen
Die kommunale Wärmeplanung ist und bleibt ein Instrument der strategischen Infrastrukturplanung und hat mit meinem Heizungskeller allenfalls abstrakt etwas zu tun.
Auch die Kommunen spielen eine entscheidende Rolle. Die kommunale Wärmeplanung wird oft als Wegweiser für die zukünftige individuelle Heizungswahl wahrgenommen, doch das ist nicht ihre primäre Aufgabe. Die kommunale Wärmeplanung ist und bleibt ein Instrument der strategischen Infrastrukturplanung und hat mit meinem Heizungskeller allenfalls abstrakt etwas zu tun. Entscheidend ist, dass Bürger nicht unnötig lange in Unsicherheit bleiben: Wenn aktuell keine netzgebundene Wärmeversorgung konkret in der Umsetzungsplanung ist, sollte dies bei der Entscheidung über die nächste Heizung keine Rolle spielen. Stattdessen sollten Verbraucher sich auf dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen konzentrieren.
Die Wärmepumpe bietet zudem den Vorteil, dass sie einem besonderen Schutz unterliegt und daher praktisch von einem Anschluss- und Benutzungszwang ausgenommen ist. Diese Sicherheit macht sie besonders attraktiv, auch wenn sich die kommunale Infrastruktur noch in der Planungsphase befindet.
Herausforderungen für Stadtwerke und Infrastruktur
Der Umstieg von gasgebundener auf stromgebundene Wärmeversorgung stellt Stadtwerke und Kommunen vor erhebliche Herausforderungen. Das Gasgeschäft finanzierte über Jahrzehnte nicht nur die Energieversorgung, sondern auch viele andere kommunale Aufgaben. Diese wirtschaftlichen und infrastrukturellen Veränderungen erfordern neue Ansätze. Mietmodelle, Contracting, aber auch ein Einstieg in Anlagenverkäufe und Service bei entsprechender Kundenbindung auch beim Wärmepumpen-Strom an den EVU bieten innovative Möglichkeiten, um diese Transformation erfolgreich zu bewältigen.
Neues Info-Hub: Unterstützung für Kommunen und die Wohnungswirtschaft
Um die Wärmewende zu unterstützen, plant der BWP die Einführung eines neuen Info-Hubs, das Anfang Februar online gehen wird. Dieses Angebot richtet sich an Kommunen, Energieversorger und die Wohnungswirtschaft. Es wird praktische Hilfestellungen zur Integration von Wärmepumpen in die Wärmeplanung und zur Anpassung der Strominfrastruktur bieten. Ziel ist es, einen konstruktiven Dialog zwischen allen Akteuren zu fördern und die Wärmewende gemeinsam voranzutreiben.
Fazit: Die Wärmewende als Chance
Für die Wärmewende-Stakeholder können nachhaltige Geschäftsmodelle den entscheidenden Transformationsschritt bedeuten.
Die Wärmepumpenbranche hat trotz eines schwierigen Jahres 2024 gezeigt, dass sie bereit ist, die Wärmewende aktiv mitzugestalten. Mit verlässlichen Förderungen, stabilen politischen Rahmenbedingungen und einer engen Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Verbrauchern kann der Markt nicht nur stabilisiert, sondern auch nachhaltig ausgebaut werden. Dies kann mittel- und langfristig zu stabilen oder sogar sinkenden Preisen für Bürgerinnen und Bürger führen. Für die Wärmewende-Stakeholder können nachhaltige Geschäftsmodelle den entscheidenden Transformationsschritt bedeuten. Und eine im harten internationalen Wettbewerb robust und zukunftssicher aufgestellte Heizungsbranche führt letztlich auch zu dauerhaft stabilen Steuererlösen für die Haushalte von Bund, Länder und Kommunen. Die Wärmewende ist also nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine große Chance, die es entschlossen zu nutzen gilt.
Veranstaltungshinweis
Mit der kommunalen Wärmeplanung in Baden-Württemberg beschäftigt sich auch das PraxisForum Erdwärme im Rahmen der GeoTherm am 20. Februar 2025 in Offenburg. Weitere Themen sind die Zukunft der oberflächennahe Geothermie, Einsatzkonzepte in Mehrfamilienhäusern, sowie Großwärmepumpen-Anwendungen für Netze, Nichtwohngebäude und Industrie.
Die Teilnahme für Kommunen ist bei Anmeldung für die Veranstaltung inklusive Messebesuch kostenfrei. Ein Livestream wird ebenfalls angeboten.
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