Die Hitzewelle 2022 war für mehr als 60.000 vorzeitige Todesfälle in Europa verantwortlich.
Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels und die Minderung der für die globale Erwärmung verantwortlichen anthropogenen Treibhausgasemissionen zählen zu einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Wir müssen widerstandfähiger werden gegenüber den Folgen des Klimawandels und unsere Verwundbarkeiten reduzieren. Das ist für uns an der Universität Augsburg der Kern von Klimaresilienz und der Forschungsauftrag unseres neu gegründeten Zentrums.
Die Verwundbarkeiten, auch in Deutschland, werden besonders deutlich bei hydrometeorologischen Extremen wie Starkregen und Hochwasser einerseits und langanhaltenden Trockenheiten und Hitzewellen andererseits. Das Hochwasser im Ahrtal im Juli 2021 hat mit über 130 Flutopfern und 29 Mrd. Euro Schaden ein neues Ausmaß volkswirtschaftlicher Dimension erreicht. Allein seit 2018 waren fünf Jahre von außergewöhnlicher Trockenheit und von Hitzewellen geprägt. Die Hitzewelle 2022 war für mehr als 60.000 vorzeitige Todesfälle in Europa verantwortlich1. Die Trockenheit 2018 führte zu regionalen Ernteertragseinbußen von bis zu 30%2. Die Klimaforschung ist sich einig, dass diese Extreme und deren Risiken mit fortschreitender Erwärmung weiter zunehmen werden (IPCC3).

Die Hochschulleitung der Universität Augsburg unter der Leitung von Präsidentin Prof. Dr. Doering-Manteuffel gründete am 15.12.2020 das Zentrum für Klimaresilienz (ZfK), mit dem Ziel, wissenschaftliche Antworten auf die inter- und transdisziplinären Herausforderungen der Anpassung an die Folgen des Klimawandel zu liefern. Eine besondere Herausforderung dabei ist, dass Klimaresilienz sektorübergreifend geplant und implementiert werden muss. Verschiedene Akteure in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, staatlichen Institutionen und Unternehmen müssen sich abstimmen, aber auch aufeinander verlassen können. Es gilt Ökosysteme, Wirtschaft, Gesellschaft, Gesundheit, Politik und Rechtsprechung in die Verantwortung zu nehmen aber auch zu schützen. Das geht weit über die naturwissenschaftliche Klimaforschung hinaus. Das Zentrum bündelte alle mit dem Forschungsschwerpunkt „Klimaresilienz“ verbundenen bereits existierenden Kräfte und Aktivitäten innerhalb der Universität Augsburg. Die High-Tech Agenda Bayern ermöglichte es zusätzlich, die bestehende Expertise an der Universität durch sieben neue, direkt am Zentrum verortete Professuren, zu ergänzen. Zwei weitere Lehrstühle wurden an der medizinischen Fakultät und eine an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät neu eingerichtet. Die Mitglieder und neuen Professuren sind an allen acht Fakultäten der Universität angesiedelt – in diesem Umfang ein interdisziplinäres Novum in der deutschen Universitätenlandschaft: Natur-, Geistes- und Angewandte Wissenschaften forschen gemeinsam und das auch in einem gemeinsamen Gebäude Tür an Tür.
Eine besondere Herausforderung dabei ist, dass Klimaresilienz sektorübergreifend geplant und implementiert werden muss.
Die unterschiedlichen Disziplinen finden sich aktuell zu einem großen gemeinsamen Forschungsverbund zusammen – über das neue Forschungsnetzwerk “ Building Climate Resilience for a Vital Environment (BRaVE): Identification of Vulnerabilities, Indicators and Implications for Actions.
Ziel ist die Entwicklung von interdisziplinären Methoden zur Identifizierung spezieller klimabedingter Vulnerabilitäten, also Verletzlichkeiten oder Risiken, die die Anpassung an den Klimawandel verhindern und dadurch Menschen und Ökosysteme, Infrastruktur und Wirtschaft verwundbar machen. Als zweiten Schritt leiten die unterschiedlichen Disziplinen quantitative und qualitative Indikatoren zur möglichen Früherkennung von Risiken ab. Im letzten Schritt werden nachhaltige Lösungen zur Abmilderung dieser Risiken entwickelt. In diesem Forschungsnetzwerk sind alle Lehrstühle des ZfK und damit alle Fakultäten vertreten. Zwölf junge Promovierende haben am 1.11.24 ihre Forschung dazu aufgenommen.
[1] Ballester et al., Nature Medicine, Volume 29, 2023, 1857ff.
[2] https://www.bmel.de/DE/the%20men/landwirtschaft/klimaschutz/duerre-2018.html.
[3] Caretta et al., Chapter 4: Water, in: Pörtner et al. (Hrsg.), Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, 2022, S. 551 712.
Über die Autoren
Prof. Dr. Harald Kunstmann
Direktor des ZfK, Augsburg

Seit 2021
Gründungsdirektor Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg
09/18-01/19
Honorary Research Associate an der Universität Oxford
Seit 2015
Stellvertretender Direktor des KIT-Campus Alpin
Seit 2009
W3-Professur und Inhaber des Lehrstuhls für Regionales Klima und Hydrologie an der Universität Augsburg in gemeinsamer Berufung mit dem KIT-Campus Alpin, Garmisch-Partenkirchen
Seit 2004
Leiter der Abteilung Regionale Klimasysteme am KIT-Campus Alpin
Seit 2001
Leiter der Forschungsgruppe Regionales Klima und Hydrologie am KIT-Campus Alpin
Seit 1999
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Meteorologie und Klimaforschung (KIT-Campus Alpin)
Seine Forschungsschwerpunkte:
Auswirkungen des regionalen Klimawandels auf die terrestrische Hydrologie
Dynamisches und statistisches Downscaling von meteorologischen Feldern
Vollgekoppelte und kompartimentsübergreifende regionale atmosphärische und hydrologische Modellierung
Modellierung und Beobachtung von Wasser- und Energieflüssen
Anwendung kommerzieller Mikrowellen-Links (CMLs) zur Niederschlagsbestimmung
Geostatistisches Merging von hydrometeorologischen Variablen
Saisonale Vorhersagen
Dr. Jürgen Orasche
Wissenschaftskommunikation und Transfer am ZfK, Augsburg

2013-2023
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Gesundheits- und Umweltwissnschaften am Helmholtz Munich
Seit 2024
Verantwortlich für Wissenschaftskommunikation und Transfer am Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg
Seit 2023
Wissenschaftlicher Referent von Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)
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