Wärmewende vor Ort: Wo stehen wir – und was ist jetzt entscheidend?
Die kommunale Wärmeplanung ist eine der zentralen Zukunftsaufgaben für Städte und Gemeinden in Deutschland. Sie ist nicht nur ein Baustein für den Klimaschutz, sondern auch ein Schlüssel zur lokalen Wertschöpfung, Versorgungssicherheit und zur Erreichung der Klimaziele. Besonders in Baden-Württemberg zeigt sich: Die Wärmewende nimmt Fahrt auf – mit innovativen Projekten, engagierten Kommunen und einer starken politischen Unterstützung.
Dynamik in Baden-Württemberg und bundesweit
Laut der Deutschen Energie-Agentur (dena) haben bundesweit bereits über 1.000 Kommunen mit der Wärmeplanung begonnen – viele davon freiwillig und deutlich vor den gesetzlichen Fristen. In Baden-Württemberg, wo die kommunale Wärmeplanung seit 2021 für große Kreisstädte verpflichtend ist, sind die Fortschritte besonders sichtbar und das Land nimmt daher bei der kommunalen Wärmeplanung eine Vorreiterrolle ein:
- Über 100 Kommunen im Land haben eine Wärmeplanung gestartet oder bereits abgeschlossen.
- Der KWW-Wärmewendeatlas zeigt bundesweit, wo kommunale Wärmeplanungen bereits laufen – eine wertvolle Orientierungshilfe für alle Beteiligten.
- Der Energieatlas Baden-Württemberg bietet mit interaktiven Karten einen aktuellen Überblick über den Stand der kommunalen Wärmeplanung, differenziert nach Planungsstand, Förderstatus und eingesetzten Instrumenten.
- Daneben bietet die KEA-BW zahlreiche hilfreiche Informationen wie Leitfäden oder Musterausschreibungstexte, die wertvolle Unterstützung für Kommunen bieten.
Diese Transparenz und Vernetzung sind essenziell, um voneinander zu lernen, Synergien zu nutzen und den Prozess effizient zu gestalten.

Quelle: www.bbsr.bund.deBBSRDEforschungfachbeitraegewohnen-immobilienwohnungswirtschaftkommunale-waermeplanungwaermeplanung.html#Ansprechpartner (Stand 28.05.2025)
Förderung und gesetzliche Verpflichtung als Erfolgsfaktor in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg ist die kommunale Wärmeplanung verpflichtend- daneben unterstützt das Land die Kommunen aktiv mit Förderungen. Förderfähige Kommunen können Mittel beantragen, um externe Expertise einzubinden, Beteiligungsprozesse zu organisieren und Datengrundlagen zu schaffen. Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft BW setzt mit eigenen Programmen gezielt Anreize und sendet damit ein klares Signal: Die klimaneutrale Wärmeversorgung ist ein gemeinsames Ziel.
So ermöglichen Förderprogramme es Kommunen, innovative Ansätze zu verfolgen, lokale Potenziale zu analysieren und die Umsetzung konkreter Projekte zu beschleunigen. So können beispielsweise Machbarkeitsstudien, Bürgerbeteiligungen oder die Entwicklung von Wärmenetzen finanziell unterstützt werden.
Praxisbeispiele aus der Bodenseeregion
Tettnang: Kommunales Nahwärmenetz als Meilenstein für die Klimaneutralität
In Tettnang entsteht derzeit ein kommunales Nahwärmenetz mit einer Anschlussleistung von bis zu 14,1 Megawatt und einer Gesamtlänge von bis zu 13,2 Kilometern. Es soll einen Großteil der kommunalen Gebäude, darunter den gesamten Schulcampus, viele historische Gebäude im Stadtzentrum sowie ein Neubaugebiet, mit klimaneutraler Wärme versorgen. Realisiert wird das Projekt von der Wärmeversorgungsgesellschaft Tettnang GmbH, einer Kooperation zwischen dem Regionalwerk Bodensee und ENGIE Deutschland. Ziel ist es, 14 öffentliche Gebäude, darunter Schulen und historische Bauten, vollständig mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Die Umsetzung dieses Projekts ist ein bedeutender Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität der Stadt. Der Aufbau von Wärmenetzen ist für viele Kommunen ein Meilenstein bei der Wärmewende.
Ziel ist es, die Wärmeversorgung so lokal, regenerativ und effizient wie möglich zu gestalten – unter Berücksichtigung von Machbarkeit, Netzstruktur und sozialer Verträglichkeit.
Kressbronn: Abwärmenutzung aus der Kläranlage
Spannend sind auch die Planungen der Gemeinde Kressbronn, die Abwärme der örtlichen Kläranlage für die lokale Nahwärmeversorgung zu nutzen. Dieses Projekt zeigt, wie nachhaltige Energiegewinnung vor Ort gelingen kann: Bereits vorhandene Wärme wird genutzt und aufbereitet, wodurch weniger erwärmtes Wasser in den Bodensee gelangt – das reduziert den ökologischen Fußabdruck, spart Kosten und trägt zur nachhaltigen lokalen Energiegewinnung bei. Die Nutzung von Abwärme ist ein Paradebeispiel für Ressourceneffizienz und regionale Wertschöpfung.
Weitere Potenziale in der Region wie Seewärme
Auch industrielle Abwärmequellen, Wärmepumpen, Geothermie oder auch die Nutzung der Seewärme spielen in der regionalen Wärmeplanung zentrale Rollen. Ziel ist es, die Wärmeversorgung so lokal, regenerativ und effizient wie möglich zu gestalten – unter Berücksichtigung von Machbarkeit, Netzstruktur und sozialer Verträglichkeit. In der Bodenseeregion entsteht aktuell eine Vielzahl an Projekten, die oftmals Ihren Ursprung aus der kommunalen Wärmeplanung und der Betrachtung lokaler Potentiale vor Ort haben.
Wärmewende heißt Zusammenarbeit: Kommunikation als Schlüssel
Die Wärmewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe – sie lebt von Vertrauen, Transparenz und guter Kommunikation.
Daneben ist die kommunale Wärmeplanung weit mehr als eine technische Aufgabe – sie ist eine kommunikative Herausforderung. Ohne die Menschen und Institutionen vor Ort gelingt kein Plan und keine Transformation. Daher sind folgende Punkte entscheidend.
- Kommunikation nach innen: Stadtwerke, Wohnungswirtschaft, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Akteure müssen frühzeitig eingebunden werden. Nur so entstehen tragfähige Wärmelösungen, die von allen Akteuren mitgetragen werden.
- Kommunikation nach außen: Bürgerinnen und Bürger sowie Hausbesitzende müssen verstehen, was die Wärmewende für sie bedeutet – insbesondere mit Blick auf den verpflichtenden Heizungstausch nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG). Transparente Informationen, Beteiligungsformate und Beratung sind hier entscheidend.
- Kommunikation nach oben und zur Seite: Der Dialog mit Land, Bund und Nachbarkommunen ist entscheidend. Gemeinsame Wärmenetze, abgestimmte Potenzialanalysen und abgestufte Planungen verhindern Konkurrenz um knappe Ressourcen und fördern Synergien.
Herausforderungen und Erfolgsfaktoren
Festzuhalten ist, die kommunale Wärmewende ist anspruchsvoll: Sie erfordert eine solide Datengrundlage, innovative technische Lösungen, Investitionsbereitschaft und einen langen Atem. Gleichzeitig bietet sie große Chancen: Kommunen können Vorreiter für Klimaschutz werden, lokale Arbeitsplätze schaffen und die Lebensqualität vor Ort steigern.
Wichtige Erfolgsfaktoren sind:
- Frühzeitige Einbindung aller relevanten Akteure
- Nutzung digitaler Tools und aktueller Daten
- Offene Kommunikation und Bürgerbeteiligung
- Gezielte Förderung und finanzielle Unterstützung
- Mut zu Innovation und zur Umsetzung neuer Konzepte
Fazit: Klimaneutrale Wärmeversorgung als Chance
Die kommunale Wärmewende in Baden-Württemberg zeigt, wie ambitionierte Ziele durch Daten und Mut zur Umsetzung erreicht werden können. Die Datenlage verbessert sich stetig – dank Tools wie dem Energieatlas BW oder dem Wärmewendeatlas. Die politische Unterstützung ist da, Fördermittel und Unterstützungsangebote für die Kommunen stehen bereit, und die Praxis zeigt: Wärmewende funktioniert, wenn sie gemeinsam gestaltet wird und lokale Potentiale nutzt.
Schließlich trägt die Klimaneutrale Wärmeversorgung dazu bei, die Energieunabhängigkeit zu steigern, Kosten zu senken und die Klimaziele zu erreichen. Jetzt gilt es, die Dynamik zu nutzen, lokal passende Lösungen zu entwickeln und die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen – auf dem Weg zu einer nachhaltigen, sicheren und bezahlbaren Wärmeversorgung. Packen wir´s gemeinsam an!
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