Klimaschutzpolitik und Energiewende in Kolumbien: Zwischen Ambition und Umsetzung

Gastautor Portrait

Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
07. Oktober 2025

Grüne Korridore - Wie die "Corredores Verdes" Klima und Lebensqualität in Medellín verbessern

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Die Corredores Verdes verwandeln Medellín in eine grünere, kühlere und lebenswertere Stadt. Durch Bäume, Radwege und urbane Gärten werden Natur und Stadt wieder miteinander verbunden, ein Vorzeigebeispiel für Klimaanpassung im urbanen Raum. Mehr dazu erfahrt in dem ersten Energie-Reporterin Lilli Ludewig.

Zwischen Tradition und Innovation: Kolumbiens Weg zu nachhaltigem Kaffee

Kolumbien als Vorreiter in der nachhaltigen Kaffeeproduktion

Kolumbien ist der drittgrößte Kaffeeproduzent der Welt und steht vor der Herausforderung, Kaffeeproduktion mit ökologischer Verantwortung zu verbinden. Eine Organisation, die sich für den Schutz der Kaffeeregionen einsetzt, ist die Federación Nacional de Cafeteros de Colombia (FNC). Diese nicht-politische, gemeinnützige Organisation wurde 1927 von Kaffeebauern gegründet, um sie auf nationaler und internationaler Ebene zu vertreten und ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Die FNC arbeitet mit internationalen Partnern zusammen, um Projekte zur Anpassung an Klimawandel, zur Reduktion der Entwaldung und zur Förderung nachhaltiger Produktionsmethoden umzusetzen.

 

Kaffee unter Klimadruck - Wie neue Sorten Zukunft sichern

Das eigene Kaffee-Forschungszentrum der FNC, Cenicafé, reagiert auf die zunehmenden Trockenperioden und unregelmäßigen Niederschlagsmuster, die mit dem Klimawandel einhergehen. Die Forscher arbeiten kontinuierlich daran, Sorten mit verbesserter Resistenz gegen Krankheiten wie Kaffeerost zu entwickeln, da diese zu erheblichen Ernteausfällen führen können. Eine dieser 15 Sorten ist „Castillo 2.0“ und sorgt sowohl für stabilere Erträge als auch für jährliche Kosteneinsparungen von über 200 Millionen US-Dollar. Diese Bemühungen zeigen ihren Erfolg, denn im Jahr 2025 waren 87,5% der gesamten Kaffeeanbauflächen Kolumbiens mit rustresistenten Sorten bepflanzt.

Biodiversitätskorridore – Vernetzung und Schutz der Natur

Die große biologische Vielfalt Kolumbiens wird durch Biodiversitätskorridore und Aufforstung bewahrt. Im Jahr 2025 wurden 520 Hektar neue Biodiversitätskorridore ausgewiesen, unterstützt durch 88.700 einheimische Bäume, die entlang von Wasserläufen und an Feldrändern gepflanzt wurden. Diese Projekte erstrecken sich über mehrere Einzugsgebiete und umfassen rund 950 Kaffeefincas und etwa 2690 direkt teilnehmende Partner. Dabei wurden auch Aufforstungsflächen von über 1.800 Hektar geschaffen, die Böden stabilisieren, das Mikroklima in den Kaffeeplantagen verbessern und Kohlenstoff binden. Die angelegten Korridore tragen wesentlich dazu bei, Lebensräume für Flora und Fauna wiederherzustellen und miteinander zu verbinden. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur ökologischen Resilienz der Kaffeeregionen.

Wie 11.600 Familien von dem Projekt „Manos al Agua“ profitieren

Ein zentrales Projekt der FNC heißt „Manos al agua“, das in Kooperation mit Cenicafé den Regierungen Kolumbiens und der Niederlande, Universitäten und Unternehmen wie Nespresso realisiert wurde. Ziel ist es, Wassereinzugsgebiete und Flussläufe zu erhalten und wiederherzustellen, Abwässer zu behandeln und mit nachhaltigem Wassermanagement den Verbrauch zu optimieren. Dadurch profitieren rund 11.600 Kaffeefamilien in 25 Gebieten von einer besseren Qualität und Verfügbarkeit von Wasser.

Energie von oben: Photovoltaik spart 56 Tonnen CO₂ in Tolima

Erneuerbare Energien gewinnen zunehmend an Bedeutung im kolumbianischen Kaffeeanbau. Deshalb wurden zur Senkung der CO₂ -Ausstöße und zugunsten der Versorgungssicherheit auf dem Dach des Hauptquartiers des Departement-Komitees der FNC in Tolima 300 Photovoltaik-Module installiert. Diese produzieren auf einer Fläche von 582 m² jährlich etwa 147.000 kWh Energie und vermeiden damit den Ausstoß von 56 Tonnen CO₂ pro Jahr. Diese Maßnahme sorgt dafür, dass 62% des durchschnittlichen Energiebedarfs gedeckt werden können.

 

 

Zwischen Vorreiterrolle und Grenzen

Kolumbiens Ansatz zeigt, wie nachhaltiger Kaffeeanbau mithilfe von institutionellen Maßnahmen und Forschungsinvestitionen gelingen kann: Durch resistente Sorten verringern sich Ernteverluste, während gleichzeitig erhebliche Kosteneinsparungen möglich sind. Biodiversitätskorridore und Aufforstung stabilisieren Böden und stärken Ökosysteme. Projekte wie Manos al Agua“ sichern für Tausende Familien Zugang zu sauberem Wasser. Die Solarinitiative in Tolima reduziert den CO₂-Ausstoß deutlich und deckt einen Großteil des Strombedarfs.

Allerdings gibt es auch Grenzen: Resistente Sorten bieten Schutz, aber keine Garantie, denn neue Schädlingsvarianten können die Widerstandskraft einschränken. Manche dieser Sorten verlangen intensivere Pflege oder mehr Dünger, was wiederum Kosten und Umweltbelastungen erhöhen kann. Zudem sind Investitionen in Infrastruktur, Ausbildung und Zugang zu Finanzierung nicht überall gleichmäßig verteilt, wodurch regionale Ungleichheiten bestehen bleiben. Klimatische Extreme wie langanhaltende Dürre oder unerwartete Regenperioden bleiben ein Risiko, das selbst robuste Systeme herausfordert.

Quellen (Textbeitrag 1)

 

Diskutieren Sie mit

Ich akzeptiere die Kommentarrichtlinien sowie die Datenschutzbestimmungen* *Pflichtfelder

Artikel bewerten und teilen

Klimaschutzpolitik und Energiewende in Kolumbien: Zwischen Ambition und Umsetzung
0
0