Umfrage: Wie lange werden wir Erdgas in Deutschland noch brauchen?

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
18. Juli 2016

Unsere neue Frage in der Rubrik „Energiewende aktuell“ hat noch einmal die Nutzung von Erdgas in Deutschland zum Thema. Uns interessiert Ihre Einschätzung, wie lange wir in Deutschland noch Erdgas brauchen. Noch vor wenigen Monaten haben auch die Umweltorganisationen Erdgas als zentralen Baustein beim Übergang in die erneuerbare Zukunft gesehen. Bis ca. 2050, so die Einschätzung noch im letzten Jahr, werde Erdgas zur Stabilisierung des Energiesystems benötigt.

In Paris beim Weltklimagipfel wurde – zur Überraschung aller Beobachter – von den Was bedeutet das Pariser Klimaabkommen für den Klimaschutz in Deutschland?versammelten Staaten beschlossen, das Klima deutlich unterhalb eines Anstiegs von zwei Grad zu stabilisieren. Es sollen Anstrengungen unternommen werden, ihn auf 1,5 Grad zu begrenzen. Was bedeutet ein solch ambitioniertes Ziel für die Klimaschutzpolitik in Deutschland? Greenpeace hatte im November letzten Jahres, also kurz vor dem Weltklimagipfel, ein detailliertes Energiekonzept für Deutschland vorgelegt. Dieses beschrieb den Umbau der kompletten Energieversorgung auf erneuerbare Energien bis 2050: Klimaschutz. Der Plan. Energiekonzept für Deutschland.
Nachdem der Einsatz von Braunkohle (bis 2030) und Steinkohle (bis 2040) beendet wurde, sah das Szenario aus dem November letzten Jahres vor, dass Erdgas bis zum Jahr 2050 als letzter fossiler Treibstoff im System verblieb. In Reaktion auf das überraschende Ergebnis des Klimagipfels ließ Greenpeace erneut rechnen und kam zu dem Ergebnis, dass „…der Anteil der erneuerbaren Energien am Energiemix (Stromerzeugung, Gebäudewärme, Industrie und Transport) in Deutschland vor dem Jahre 2035 100% erreichen“ muss. Das würde logischer Weise auch das Ende des Energieträgers Erdgas bedeuten.

Erdgas in Deutschland – ein Hauptdarsteller auf dem Wärmemarkt

Rund ein Viertel: Der Erdgas-Anteil am Endenergieverbrauch der Haushalte hat sich in den letzten 10 Jahren kaum verändert.
Rund ein Viertel: Der Erdgas-Anteil am Endenergieverbrauch der Haushalte hat sich in den letzten 10 Jahren kaum verändert.

Damit hätten wir weniger als 20 Jahre, um den Energieträger Erdgas in Deutschland durch den Einsatz von erneuerbaren Energien bei gleichzeitiger Steigerung der Effizienz zu ersetzen. Das wird nicht einfach, denn der Anteil von Erdgas im Energiemix ist alles andere als unbedeutend. Erdgas spielt in den Sektoren Verkehr und Strom zwar eher eine Nebenrolle, gehört aber auf dem Wärmemarkt zu den Hauptdarstellern. Zu ersetzen wären ein Anteil von

  • 24% an den Energieträgern im Haushalt und
  • 30% an den Energieträgern in der Industrie.

Insgesamt erzeugen wir aus Erdgas pro Jahr 866 Milliarden Kilowattstunden.

Ausgerechnet Rainer Baake, wegen seiner Rolle bei der Novellierung des EEGs zuletzt viel gescholtener grüner Staatssekretär im Dienste des SPD-Vorsitzenden, mahnte dieser Tage eine Ausstiegsstrategie für Kohle, Öl und Gas an. Allerdings sieht er keinen Grund, an den bisherigen Plänen für die Energiewende und den Klimaschutz etwa zu ändern: „Bis spätestens 2050 ersetzen wir Öl, Kohle und Gas durch Intelligenz und Investitionen. Damit schaffen wir qualitatives Wachstum und Beschäftigung.“

Sektorenkopplung. Energiewende aktuell - wie lange werden wir Erdgas in Deutschland noch brauchen?In die Mitte zwischen dem Weiter-So der Bundesregierung und dem beschleunigten Ausstieg aus den fossilen Energieträgern bei Greenpeace zielt eine aktuelle Studie der HTW Berlin. Unter der Führung von Prof. Volker Quaschning kommt das Team zu dem Ergebnis, dass 2040 das richtige Zieljahr sei, um in die neue Energiewelt mit 100% Erneuerbaren einzutreten und die Fossilen für immer hinter uns zu lassen.
Und was meinen Sie – wie lange werden wir Erdgas in Deutschland noch brauchen? Wählen Sie eine Antwort aus oder – wenn Ihnen keine passend erscheint – nutzen Sie die Kommentarfunktion, um uns Ihre Einschätzung mitzuteilen. Unsere Umfrage läuft bis Sonntag, den 28. August 2016.

Diskutieren Sie mit

  1. R.M.Schubert

    vor 8 Jahren

    Ohne Gas wird es nicht funktionieren; schon ~10% der ~16 Mio. Öl/Gas‐Heizungen in DE ergänzt durch BHKW <10 kWelt. erübrigt entsorgungsoffene AKW, Strompreiserhöhungen und zusätzliche Stromtrassen!
    Schlüssel zur Energiewende'50 und Atom-Ausstieg'22 ist der Wille Sonne/Wind über Methanisierung speicherfähig zu machen: E-GAS + dezentrale Rückverstromung (durch KWK effizienzwahrend + in GKW ökologisch), statt Verschenkung von übervergütetem Strom + Gas-Importe - Wind/Solar ist nur gespeichert bzw. nur auf Basis 'power-to-gas' im Gasnetz wertgerecht!

  2. Gustav Rach

    vor 8 Jahren

    Wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint, dann gibt es auch entsprechend keinen Strom aus diesen Quellen. Überschüssigen Strom können wir nicht ausreichend speichern; wenn die oberen Becken unserer Pumpspeicherkraftwerke vollgefüllt sind, dann haben sie so viel Energie gespeichert, wie wir in 30 Minuten an Strom verbrauchen. Damit ist die Energiewende gescheitert und nichts weiter als ein Hirngespinst. Aber Gratulation! Die großen Energieriesen, einst die Eckpfeiler der deutschen Industrie, stehen vor dem Abgrund. Uns stehen schlimme Zeiten bevor!

  3. Ute L

    vor 8 Jahren

    ich bin für die Kernfusion. Diese wird hoffentlich um 2050 der Hauptenergieträger sein.

  4. Erwin Machner

    vor 8 Jahren

    Professor Quaschning behauptet, Erdgas werden wir bis 2040 brauchen. Ich schließe ich mich seiner Meinung an, weil ich von niemand anderem so umfassende und qualifizierte Prognosen gelesen habe, wie von ihm, und das bereits seit ca. 20 Jahren.

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