Energiewende aktuell: Wie viel Dezentralität ist möglich?

Gastautor Portrait

Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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15. Juni 2015
Offshore, Energiewende aktuell

Wie viel Dezentralität ist nötig? Das ist der Titel des nächsten Debattenabends der Stiftung Energie & Klimaschutz Baden-Württemberg. Er findet am 23. Juli in Stuttgart statt. Wir nehmen diese Veranstaltung zum Anlass, auch in unserer Umfrage nach der Dezentralität zu fragen.

WindkraftDer Trend zur Dezentralität der Energiewende wächst unaufhaltsam; derzeit zählen wir 1,3 Millionen Erzeugungsanlagen bei den Erneuerbaren. Noch ganz am Anfang steht die dezentrale Speicherung mit weniger als 20.000 installierten Geräten. Nicht nur angetrieben durch Tesla, sondern auch durch deutsche Hersteller wie Varta, Daimler, Sonnenbatterie und andere deutet sich in diesem Segment bei fallenden Preisen und in Sichtweise der Wirtschaftlichkeit der nächste Boom in Richtung Dezentralität an. Er wird weitere Nahrung finden, wenn die Elektromobilität in Deutschland zum Massenmarkt wird und der Akku des Fahrzeuges in der Garage Geld verdient, wenn es als Teil des Smart Grid Netzdienstleistungen erbringt.

Wenn 10.000 Kleinkraftwerke mittels einer IT-Steuerung zu einem Schwarm zusammen gefügt werden, handelt es sich sie dann noch um dezentrale Anlagen? Oder haben wir es mit einer neuen Form der zentralen Erzeugung zu tun, bei der nicht mehr ein Kraftwerk, sondern ein Dienstleistungsunternehmen als Dirigent des Schwarms im Zentrum des Geschehens steht? Tauschen wir Abhängigkeit von den großen Turbinen ein gegen die Hoffnung auf stets funktionierende Software?

In der Demographie gibt es einen Trend in Richtung Zentralität. Während die urbanen Räume wachsen, dünnen die ländlichen Räume aus. Auf dem Land bei einem hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen, Platz für Windkraftanlagen und ausreichend Dachfläche pro Einwohner können Erzeugung und Verbrauch nahe beieinander liegen. Die Dezentralität der Energiewende stößt in der Stadt aber an ihre Grenzen, hier wird sie verbraucht, aber wenig erzeugt.

Trotz fallender Preise auf dem Markt der Energiespeicher: Strom zu transportieren wird preiswerter bleiben, als ihn zu speichern. Und sicherer ist es auf absehbare Zeit auch. Ein großer und funktionierender Netzverbund sorgt auch dann relativ preiswert für Versorgungssicherheit, wenn die erneuerbaren Energien weit mehr als 30% zur Stromerzeugung beitragen.

Umfrage_aktuellIst das Maß der Dezentralität der Energiewende überhaupt von Bedeutung? Kommt es nicht in erster Linie darauf an, dass die Energiewende funktioniert? Wir fragen bei dieser Umfrage: Wie viel Dezentralität ist bei der Energiewende möglich?

Sie können dieses Mal mehrere Antworten auswählen. Stimmen Sie ab, in dem Sie Ihre Antwortmöglichkeit(en) wählen und dann den Button „Abstimmen“ drücken.

Unsere Umfrage läuft bis Sonntag, 28. Juni 2015 – wir freuen uns auf Ihre Meinung.

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  1. sina

    vor 9 Jahren

    Die Energiewende ist nur als Arbeitsbeschaffungsprogramm sinnvoll. Jetzt in Zeiten fallender Energiepreise wird sie noch sinnloser bezüglich der Energie.
    Gleichzeitig dient sie auch dazu noch schlimmerer Vorstellungen der Grünen zu verhindern.

  2. David Bruchmann

    vor 9 Jahren

    Für Kommentare solcher Qualität haben die Amis Donald J. Trump.
    Die Fakten sind:
    1) Atomarer Abfall hat bisher weltweit keine zuverlässigen Endlager, Atomarer Energiebetrieb ist riskant und ständig von Störfällen begleitet.
    2) Kohle Energie führt zu Klimawandel und Versauerung von Regen und Gewässern bis hin zu den Meeren. Meere und Athmosphäre haben erhöhte Co2 und Temperatur Werte, die Auswirkungen auf Wetter, Flora und Fauna sowie auf den Menschen haben. Unwetter nehmen zahlenmäßig zu und haben höhre Schadensbilanzen - Versicherungen bestätigen die gerne rein buchhalterisch.
    3) Sonnenenergie, Wind- und Wasserenergie sowie Erdwärme sind die häufigsten alternativen Energien, die teilweise nur deshalb uninteressant scheinen weil sie schlechter subventioniert werden als Atom- und Kohleenergie. Bei Atom- und Kohleenergie werden Schadensbilanzen nicht eingerechnet, sondern meist nachträglich auf den Steuerzahler abgewälzt, der tatsächliche Preis ist wesentlich höher wenn man die Schäden durch CO2 und Atommüll einrechnet.
    4) CDU und SPD punkten seit einigen Jahren mit typisch grünen Themen, diese Parteien wechseln chamäleon-artig ihre Programme und sind anhand historischer Links- oder Rechts-Positionen nicht mehr zu identifizieren. Eigenständiges Entwickeln von Positionen kann eigentlich nur noch im Hinblick auf Wählerstimmen statt auf Idealismus zurückgeführt werden, die Parteien betreiben puren Opportunismus - dort wo sie sich von Grünen unterscheiden ist Geld im Spiel.

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  3. Werner Bechtel

    vor 9 Jahren

    Ob Dezentral oder nicht ist unwichtig.
    Speicher sind Notwendig. Nach Schweizer Rechnung BFE sind in CH 700GWh Jahresspeicher nötig.
    Das neue Pump-Werk Linthal Glarus bringt 39 GWh Speicher und kostet 2.1 Mrd.
    Für Deutschland wäre das 7'000GWh = 360 Mrd, und Berge müssten vorhanden sein.
    Werner Bechtel Bülach CH

  4. Hubertus Grass

    vor 9 Jahren

    Hallo Herr Bechtel,
    Danke für Ihre Anmerkung.
    In der Fachliteratur findet man wenig Angaben zum notwendigen Speicherbedarf bei 100% Erneuerbaren. Da hängt sehr viel von den Randbedingungen und Annahmen ab. Um die Größenordnung für Deutschland mal einzuschätzen, mache ich mal folgende fiktive Rechnung für drei Tage Dunkelflaute auf:
    Pro Tag beträgt der durchschnittliche Strombedarf im Tagesmittel: ca. 60 GWh
    Residuallast nach Abzug der Arbeit von Biomasse-, Laufwasser- und Pumpspeicherkraftwerken: ca. 52 GWh
    Pro Tag müssten aus den Speichern bereit gestellt werden: etwas über 1,2 TWh
    An drei Tagen Dunkelflaute ca. 3,7 TWh . Bei angenommenen Investitionskosten (bei größeren Speichern) von 100 Mio. € pro GWh (wir haben nicht so viele Berge!!) wären wir in der Größenordnung der von ihnen genannten Summe von 360 Mrd. €.
    Das gibt einen Hinweis darauf, dass die Speicherung via Power-to-Gas mit gutem Recht eine zu verfolgende Strategie bleibt.

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  5. Hubertus Grass

    vor 9 Jahren

    Danke für den Hinweis auf die Speicherproblematik, Herr Bechtel.

    Wir machen die zum Schwerpunkt unseres nächsten, heute startenden Standpunktes.

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  6. Windmüller

    vor 9 Jahren

    Speicher werden in der Tat gebraucht. Man kann die Kosten aber auch reduzieren, indem man Stromerzeugung und -nutzung besser aufeinander abstimmt ( Stichwort smart metering ) Das wird aber nicht genutzt, weil es offenbar nicht gewollt ist.

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  7. David Bruchmann

    vor 9 Jahren

    Die Abstimmung ist technisch unhandlich, schwierig und undurchsichtig gelöst.
    Wie wärs mit checkboxen?

  8. Kai (EnBW-Redaktion)

    vor 9 Jahren

    Danke für's Feedback. Für die nächste Umfrage mit der Möglichkeit von Mehrfachantworten werden wir daran arbeiten.

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