Energieforschung für die Gesellschaft

Gastautor Portrait

Maria Kondra

Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei inter 3 GmbH

Maria Kondra ist Expertin für Soziale Ökologie und spezialisiert auf die gerechte Verteilung von Wasserressourcen. Ihre berufliche Laufbahn führte sie als Umweltwissenschaftlerin von der Stockholm Universität (Schweden) über Projekte in Westafrika bis hin zu inter 3. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Analyse urbaner Wasserverteilung mit einem Fokus auf Gender, Herkunft und Hautfarbe. Bei inter 3 bringt sie ihre Expertise in die Entwicklung nachhaltiger Lösungen ein, die Machtverhältnisse berücksichtigen und Partizipation fördern. Nach 10 Jahren im Ausland freut sie sich, mit ihrer Familie in Berlin zu leben.

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08. Oktober 2024
Grafik: inter 3 GmbH

"Danke für den guten Austausch!" Wie sanierungserfahrene Hausbesitzende die Wärmewende voranbringen können.

Der Peer-to-Peer-Austausch hilft, Unsicherheiten abzubauen und erste Sanierungsschritte vorzubereiten [...]

Maria Kondra

Die energetische Sanierung von Wohngebäuden ist entscheidend, um die Klimaziele zu erreichen. Doch viele Hausbesitzende zögern aufgrund von Unsicherheiten in Bezug auf Kosten, Nutzen und Risiken. Das Projekt EfficientCitizens, gefördert vom BMWK, setzt auf einen Peer-to-Peer-Austausch, bei dem sanierungserfahrene Hausbesitzer:innen als Sanierungsbotschafter ihre Erfahrungen mit anderen teilen. Dadurch soll die Sanierungsquote erhöht und ein Beitrag zur Klimapolitik geleistet werden. Das Klimaschutzgesetz verlangt deutliche CO₂-Reduktionen bis 2030, was eine Steigerung der Sanierungsquote von aktuell 0,72 Prozent nötig macht. Besonders ältere Hausbesitzer:innen sind oft unsicher und neigen dazu, erst bei akuten Problemen, wie kaputten Heizungen, Informationen einzuholen. Häufig führt dies zu suboptimalen Entscheidungen, etwa dem Einbau von Gasheizungen.

EfficientCitizens schließt diese Informationslücken. Das Projekt wird von inter 3 GmbH gemeinsam mit Bürgerwissenschaftler:innen und dem Projektpartner co2online durchgeführt. Ziel ist es, Formate zu entwickeln, die Hauseigentümer:innen befähigen, Sanierungen gemeinschaftlich zu planen und umzusetzen. Der Peer-to-Peer-Austausch hilft, Unsicherheiten abzubauen und erste Sanierungsschritte vorzubereiten, auf denen Handwerker:innen, oder Energieberater:innen später aufbauen können.

Projektaufbau und Ablauf

Abb. 1: Regionales Matching zwischen Sanierungsbotschafter:innen (Rot) und -interessierten (Blau)

Karte: OpenStreetMaps

Insgesamt nahmen 50 Sanierungsbotschafter.innen und 50 Sanierungsinteressierte teil. Der Matching-Prozess, der die Teilnehmenden nach regionaler Nähe zusammenführte (siehe Abb. 1), ermöglichte es, dass der Austausch vorwiegend vor Ort in den Eigenheimen stattfand. Etwa ein Viertel der Austausche erfolgte per Videokonferenz.

Das Projekt gliederte sich in drei Phasen (siehe Abbildung 2):

Phase 1: Entwicklung eines Arbeitsmodells

Ein Fokusgruppen-Workshop mit erfahrenen und interessierten Hauseigentümer:innen sowie Energieberater:innen bildete den Startpunkt. Die Teilnehmenden erarbeiteten gemeinsam Entwürfe für Trainingskonzepte und den Ablauf des Austauschs. Diese Vorbereitungsphase umfasste Online-Seminare und eine Schulung für die Sanierungsbotschafter:innen, die durch Probeinterviews und Tutorials ergänzt wurde. Die Botschafter:innen nahmen sowohl als Bürgerwissenschaftler:innen an der Datenerhebung teil als auch als Berater:innen, die ihre eigenen Sanierungserfahrungen weitergaben.

Phase 2: Erfahrungsaustausch

Die Vor-Ort-Besuche dauerten 90 bis 120 Minuten und umfassten die Analyse von Energiekostenabrechnungen, Hausbesichtigungen und die Durchführung eines ModernisierungsChecks von co2online. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse wurden in einer Mappe zusammengefasst, die als Grundlage für weitere Beratungen diente. Der Zeitaufwand betrug für die Botschafter:innen etwa vier Stunden, für die Interessierten etwa zwei Stunden pro Besuch.

Phase 3: Effekte des Citizen Science-Ansatzes

Während der Projektlaufzeit wurden die Teilnehmenden mehrfach befragt, um die Effekte des Citizen-Science-Ansatzes zu bewerten. Der Fokus lag auf der Motivation zur Sanierung, dem Abbau von Unsicherheiten und der Umsetzung von Maßnahmen. Die Ergebnisse zeigten, dass fast alle Beteiligten sehr positive Erfahrungen gemacht haben. Besonders die empathische und kompetente Beantwortung von Fragen durch die Botschafter:innen wurde geschätzt. Fast alle Interessierten würden den Austausch weiterempfehlen.

Abb.2: Ablauf des Projekts vom Beginn des Feldtests bis zur Abschlussveranstaltung mit den Citizen Scientists

Zukunftsaussichten und Empfehlungen

Die Ergebnisse des Projekts bieten wertvolle Einblicke für zukünftige Informations- und Unterstützungsangebote im Bereich der energetischen Sanierung. Der Peer-to-Peer-Austausch erwies sich als effektives Mittel, um Unsicherheiten abzubauen und die Motivation zur Sanierung zu erhöhen. Zukünftige Projekte sollten diese Ansätze aufgreifen und weiterentwickeln, um die Wärmewende in Deutschland voranzutreiben.

Immer mehr Kommunen experimentieren mit solchen Formaten, um Sanierungen in Ein- und Zweifamilienhäusern zu fördern. Im Rahmen des Projekts organisiert inter 3 GmbH am 12. Dezember 2024 einen (kostenlosen) Erfahrungsaustausch, bei dem Praxisbeispiele und Erfahrungen von Kommunen zusammengeführt werden. Interessierte Kommunen können sich bis zum 01. Dezember per E-Mail unter kittendorf@inter3.de anmelden.

Mehr Informationen finden Sie unter:
https://www.efficient-citizens.de/

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