Brasilien im Fokus: Von indigenen Gemeinschaften, brennenden Wäldern und klimaschädlicher Mobilität in Brasília

Deborah Schmiedel

Energie-Reporterin

Deborah Schmiedel berichtet für uns aus Brasilien zu den Themen Energiewende, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

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20. Februar 2025

Quilombola-Gemeinschaften in Brasilien: Umweltschutz und die Bedrohung ihrer Territorien

Brasilien ist ein Land von enormer ökologischer und kultureller Bedeutung – reich an natürlichen Ressourcen, Artenvielfalt und einer plurinationalen Bevölkerung. Ökosysteme wie der Amazonasregenwald, die Trockenwälder des Cerrado oder das weltgrößte Feuchtgebiet, das Pantanal, sind von globaler Bedeutung und beeinflussen das Weltklima entscheidend. Inmitten dieser Vielfalt stehen jedoch diejenigen, die seit Jahrhunderten als Hüter dieser Natur lebten: die Indigenen und Quilombola-Gemeinschaften. 

Quilombolas sind Nachfahren von entlaufenen Sklav*innen, die während der Sklaverei in Brasilien Siedlungen gründeten, die bis heute fortbestehen. Sie kämpfen nicht nur für das Recht auf ihr Land, sondern auch für die Anerkennung ihrer Lebensweise und ihren respektvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Ihr traditionelles Landmanagement und ihre nachhaltigen Praktiken schützen nicht nur ihre eigenen Lebensgrundlagen, sondern auch die biologische Vielfalt und das Klima der Erde. 

Doch diese Gemeinschaften, die seit hunderten von Jahren den Regenwald und die Artenvielfalt schützen, wurden seit der Kolonialisierung immer wieder vertrieben, verfolgt und ermordet. In den letzten Jahren hat die neoliberale Wirtschaftsweise der brasilianischen Regierung die Regenwaldabholzung und umweltschädliche Ressourcengewinnung weiter vorangetrieben – und dies oft auf Kosten der Indigenen, Quilombolas und Kleinbäuer*innen, die durch Landraub und Vertreibung bedroht werden. 

Die Bedeutung der Quilombola-Gebiete für den Umweltschutz

Die Quilombola-Gemeinschaften spielen eine zentrale Rolle im Erhalt der brasilianischen Umwelt. Ihre Gebiete sind nicht nur kulturell und historisch von unschätzbarem Wert, sondern auch ökologisch äußerst bedeutend. Die brasilianische Regierung hat inzwischen erkannt, dass die Überschneidungen zwischen Umweltschutzgebieten und Quilombola-Gebieten keine Konflikte darstellen, sondern vielmehr eine Konvergenz. Aus dieser Erkenntnis heraus hat die brasilianische Funai (Nationaler Indianer-Fonds) das Konzept des doppelten Schutzes entwickelt, das die lokale Bewirtschaftung und den Schutz der Territorien durch die Gemeinschaften selbst, sowie durch staatliche Maßnahmen kombiniert. Diese Gebiete werden sowohl durch die Quilombola-Gemeinschaften als auch durch den Staat geschützt, da sie oft in Regionen liegen, die als Umweltschutzgebiete deklariert sind. 

Die Quilombola-Gemeinschaften betreiben eine traditionelle, nachhaltige Bewirtschaftung, die darauf abzielt, die Umwelt zu schützen, ohne sie zu schädigen. Sie wissen genau, wie sie ihre Felder bewirtschaften und gleichzeitig die biologische Vielfalt erhalten können. Indem sie Saatgut und Kräuter ernten, sorgen sie dafür, dass die Natur nicht ausgebeutet wird. Sie überwachen auch illegale Aktivitäten wie Abholzung und Wilderei, um ihre Territorien zu schützen.

Bedrohungen und Herausforderungen für die Quilombola-Gemeinschaften

Trotz des positiven Beitrags, den die Quilombola-Gemeinschaften zum Umweltschutz leisten, stehen sie vor einer Vielzahl von Bedrohungen, die ihre Existenz und Lebensweise gefährden. Eine der größten Herausforderungen ist das Fehlen einer effektiven öffentlichen Politik, die die Rechte und den Schutz dieser traditionellen Völker sichert. 

Ein besonders schwerwiegendes Problem ist die verzögerte oder sogar fehlende Landregularisierung der Quilombola-Gebiete. Ohne offizielle Anerkennung ihrer Territorien sind die Gemeinschaften extrem verwundbar und können ihr Land nicht vor den fortschreitenden Landräubern und illegalen Ressourcennutzern schützen. Der brasilianische Staat hat es bisher versäumt, diese Gebiete ausreichend zu schützen, was es Spekulanten und Abholzfirma ermöglicht, in diese Gebiete einzudringen und die natürlichen Ressourcen zu plündern. 

Hinzu kommt, dass viele Quilombola-Gemeinden in Flussgebieten leben und daher besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels sind. Dürreperioden und Wasserknappheit stellen eine existenzielle Bedrohung dar, und oft müssen die Menschen auf artesische Brunnen zurückgreifen, die teilweise ungesundes Wasser liefern. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser gehört zu den dringendsten Bedürfnissen vieler Quilombola-Gemeinden. Auch der eingeschränkte Zugang zu Straßen – besonders während der Regenzeit – erschwert den Kontakt zur Außenwelt erheblich. 

Ein weiteres großes Problem ist die unzureichende Qualität der Bildung. Viele Kinder müssen für die weiterführende Schule ihre Gemeinde verlassen, da diese nur außerhalb des Gebiets verfügbar ist. Hinzu kommt der Mangel an geeigneten Lebensmitteln und Wohnungen, was die Lebensqualität der Quilombolas stark beeinträchtigt. 

Rassismus und Diskriminierung als Teil des Problems

Ein weiterer Faktor, der die Situation der Quilombola-Gemeinschaften noch verschärft, ist der institutionelle und ökologische Rassismus. In Brasilien werden Quilombola-Gemeinschaften häufig als marginalisiert betrachtet, vor allem, weil viele dieser Gemeinschaften aus Afro-Brasilianern bestehen. Diese Diskriminierung zeigt sich in der politischen und sozialen Ausgrenzung, die es diesen Gemeinschaften erschwert, Zugang zu Ressourcen und Unterstützung zu erhalten. 

Der „doppelte Schutz“ als Lösung: Forderungen der Quilombola-Gemeinschaften

Um die Rechte der Quilombola-Gemeinschaften zu schützen und die Nachhaltigkeit ihrer Lebensweise zu sichern, ist es entscheidend, ihre Territorien zu legalisieren. Die Legalisierung der Landrechte würde nicht nur ihren Schutz gewährleisten, sondern auch den Landraub und die Zerstörung der Umwelt eindämmen. Ein weiterer wichtiger Schritt wäre, die bestehenden Gesetze konsequent umzusetzen, um den Schutz dieser Gebiete und ihrer kulturellen Identität sicherzustellen.

Einige Quilombola-Gemeinden sind bereits zertifiziert, doch viele wissen nicht, wie weit der Prozess der Landregularisierung vorangeschritten ist. Diese Unsicherheit führt zu Spekulationen und schafft Raum für Landräuber, die von der rechtlichen Unklarheit profitieren können. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Quilombola-Gemeinschaften als unverzichtbarer Teil der brasilianischen Gesellschaft anerkannt und ihre Rechte und ihr Beitrag zum Umweltschutz respektiert werden. 

Quilombolas als Hüter der Natur: Ein unverzichtbarer Beitrag zum globalen Umweltschutz

Die Quilombola-Gemeinschaften leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum globalen Umweltschutz. Sie leben in Gebieten von außergewöhnlicher ökologischer Bedeutung und tragen durch ihre nachhaltigen Praktiken zur Bewahrung der natürlichen Ressourcen bei und kämpfen aktiv gegen den Klimawandel. Ihre Rechte auf Land und die Anerkennung ihrer kulturellen Identität sind jedoch nach wie vor akut bedroht. 

Mehr als 98 % der Quilombola-Territorien in Brasilien sind gefährdet – vor allem durch Infrastrukturprojekte, Bergbau und die Überlappung mit privaten Landbesitzansprüchen. Diese Bedrohungen haben direkte und gravierende Auswirkungen auf den Umweltschutz und die biologische Vielfalt in den betroffenen Gebieten. Doch trotz dieser Herausforderungen organisieren sich die Quilombola-Gemeinschaften weiterhin und kämpfen für ihre Rechte sowie den Schutz ihrer Territorien. 

Wenn man sich die Situation der Indigenen in Amazonien ansieht, wird deutlich, wie wichtig ihre Rolle für die Erhaltung des Regenwaldes ist. Über 45 Prozent der intakten Wälder in Amazonien befinden sich in indigenen Territorien. Zwischen 2000 und 2016 verschwanden dort rund 4,9 Prozent der Wälder. Außerhalb dieser Gebiete waren es jedoch 11,2 Prozent. Dies zeigt, wie entscheidend der Schutz der indigenen Territorien für den Erhalt des Regenwaldes und des lokalen Klimas ist. Wenn indigene Völker nicht weiterhin in ihren Gebieten leben und diese pflegen dürften, könnte der Amazonas bald einen Kipppunkt erreichen – ein Punkt, an dem das lokale Klima unumkehrbar kippt und der Regenwald zur Savanne wird. 

Für indigene Völker sind Wälder ein spiritueller Ort. Sie liefern Nahrung und Medizin. Sie sind ein Ort, an dem man Beziehungen aufbaut, nicht nur unter Menschen, sondern auch mit Flüssen, dem Wasser, mit verschiedenen Arten. Indigene Völker sind nicht nur die besten Wächter des Waldes, sie schützen ihn aufgrund ihrer Kultur, ihres traditionellen Wissens und ihrer praktischen Erfahrung. Dieses Wissen, ihre Traditionen und Sprachen, müssen wiederbelebt und gefördert werden.  

Es ist von zentraler Bedeutung, dass der brasilianische Staat den kollektiven Landrechten der Quilombola-Gemeinschaften gerecht wird. Diese müssen gesichert und geschützt werden, um die Gemeinschaften vor Landraub zu bewahren und umweltfreundliche Landnutzungspraktiken zu erhalten. Doch die Anerkennung dieser Rechte reicht nicht aus, wenn der Staat diese nicht auch konsequent schützt und durchsetzt. Es braucht stärkere Zahlungen für Waldschutz, mehr Mitspracherechte der Gemeinschaften und eine stärkere Selbstverwaltung durch lokale Indigenen-Organisationen – vom Dorf bis hin zum nationalen Level. 

Mobilität in der Planstadt Brasília

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Brasília, die Hauptstadt Brasiliens, ist eine der ersten Planstädte der Welt. Im Jahr 1956 erbaut, legte die damalige Stadtplanung besonderen Wert auf das Auto als zukünftiges und primäres Transportmittel. Welche Herausforderungen sich daraus für die heutige Zeit ergeben haben, erfahrt ihr in diesem Video!

Der Wald brennt.

Hallo, mein Name ist Debbie Schmiedel. Derzeit lebe ich aufgrund eines Praktikums in der Hauptstadt Brasiliens, Brasília. Wenn ich die Stadt verlasse, um die Natur zu erkunden, sehe ich viele Waldbrände um mich herum. Um euch einen Einblick zu geben, werde ich heute über die (menschengemachten) Brände berichten.

Waldbrände in den Naturschutzgebieten Brasiliens

Der Amazonas-Regenwald gilt als riesiger CO2-Speicher und hat eine wichtige Funktion im internationalen Kampf gegen den Klimawandel, weshalb umfangreiche internationale finanzielle Mittel für seinen Schutz bereitgestellt werden.

Jedoch gibt es zahlreiche andere wichtige Naturräume, Wälder und Schutzgebiete, die ebenfalls dringend Unterstützung benötigen, jedoch international oft wenig Beachtung finden. In diesem Beitrag möchte ich diese weniger bekannten, aber ebenso bedeutenden Gebiete vorstellen und auf die verheerenden Waldbrände eingehen, die in diesem Jahr weite Teile Brasiliens betroffen haben.

Die Zerstörung des bedeutendsten Wasserreservoirs Brasiliens

Der Cerrado, Brasiliens bedeutendstes Wasserreservoir und Heimat von etwa fünf Prozent aller Tier- und Pflanzenarten auf unserem Planeten, ist weniger bekannt als der Amazonas. Dabei handelt es sich um die artenreichste Savanne der Welt. Diese tropische Savanne erstreckt sich über mehr als zwei Millionen Quadratkilometer – das entspricht der sechsfachen Fläche Deutschlands. Der Cerrado ist das Einzugsgebiet des Amazonas und beherbergt die Ursprünge vieler der dort vorhandenen Wasserquellen. Daher ist er ebenso wichtig wie der Amazonas selbst. Zudem versorgt der Cerrado nicht nur den Amazonas, sondern auch drei der größten Wasserquellen Südamerikas: den Amazonas, den Paraguay und den São Francisco. Wenn der Cerrado austrocknet, fehlt dem gesamten Regenwald das Wasser.

Der Cerrado ist noch stärker von menschlicher Zerstörung betroffen als der Amazonas-Regenwald. Da er oft flache Hochebenen bedeckt und niedrige Bäume aufweist, ist es relativ einfach, ihn abzuholzen. Satellitenfotos aus dem Jahr 1999 zeigten, dass bereits damals nur noch ein Drittel der ursprünglich mit Cerrado bedeckten Flächen erhalten war. Eukalyptus, Sojabohnen und Zuckerrohr haben großflächig die ursprüngliche Cerrado-Vegetation ersetzt. Von den ursprünglichen Wäldern sind nur noch 20 Prozent erhalten, während ein weiteres Drittel bereits stark beschädigt ist.

Im September verzeichnete das Biom eine Fläche von 4,3 Millionen Hektar, die von Bränden betroffen war, und war damit das zweitstärkste betroffene Gebiet. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es dort einen Anstieg der Brände um 158 Prozent.

Das Pantanal: Ein bedrohtes UNESCO-Welterbe

Das Pantanal ist das größte Binnenfeuchtgebiet der Erde und übertrifft in seiner Größe sogar England. Mit rund 195.000 Quadratkilometern gehört dieses einzigartige Biom im Westen Brasiliens zum UNESCO-Welterbe und erstreckt sich überwiegend über die Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul. Während Brasilien den Großteil dieser Region beansprucht, erstreckt sich das vielfältige Ökosystem des Pantanals auch nach Paraguay und Bolivien, ohne die nationalen Grenzen zu beachten. Das Pantanal umfasst etwa 3 % der gesamten Feuchtgebiete der Welt, doch weniger als 5 % des Pantanals stehen unter Schutz.

Obwohl das Pantanal oft im Schatten des Amazonas-Regenwaldes steht, beherbergt es die höchste Konzentration an Wildtieren auf dem gesamten Kontinent. Rund 4500 verschiedene Arten leben dort zusammen.

  • Im September verbrannte im Pantanal eine Fläche von knapp 318.000 Hektar – ein Anstieg um 662 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Laut einer Studie werden derartig verheerende Waldbrände durch menschengemachte Klimastörungen mindestens viermal wahrscheinlicher und 40 % intensiver.

Nach dem Brand wurden verkohlte Leichname von Affen, Kaimanen und Schlangen gefunden, die die verheerenden Folgen des Feuers dokumentieren. Insgesamt verbrannten 440.000 Hektar (1,1 Millionen Acres), und es wird geschätzt, dass Millionen von Tieren sowie unzählige Pflanzen, Insekten und Pilze ihr Leben verloren haben. Das Ausmaß der Zerstörung überstieg den vorherigen Rekord im Juni um mehr als 70 %. Dies wurde durch extreme Brandwetterbedingungen verursacht, die eine riesige Zündfläche schufen. Der Juni war der trockenste, heißeste und windigste Juni im brasilianischen Pantanal seit Beginn der Beobachtungen.

Waldbrände in Brasilien - Auswirkungen auf indigene Gemeinschaften und die Umwelt

Betrachtet man ganz Brasilien, so hat es allein in diesem Jahr bisher auf einer Fläche gebrannt, die mehr als dreimal so groß ist wie Bayern. Zwischen Januar und September wurden insgesamt 22,38 Millionen Hektar von Bränden erfasst, wie ein Bericht der Initiative „MapBiomas“ zeigt. Dies entspricht einem Anstieg von 150 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2023.

Im September 2024 wurden im Amazonasgebiet 41.463 Brände registriert, im Cerrado 29.139 und im Pantanal 2.688. Zwischen dem 1. Januar und dem 30. September 2024 wurden in ganz Brasilien insgesamt 210.208 Brände verzeichnet, verglichen mit 111.895 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dies entspricht einem Anstieg von 87 Prozent.

Die Wälder beherbergen auch eine Vielzahl traditioneller Völker, darunter indigene Gemeinschaften und Quilombolas (Nachfahren entflohener Sklaven). Diese Gemeinschaften pflegen eine enge, spirituelle Beziehung zu ihrem Land, das sie nicht nur als Ressource, sondern als lebendigen Organismus betrachten, der Teil ihrer eigenen Existenz ist. Im Gegenzug setzen sie nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden ein, die sowohl den Erhalt der Wälder fördern als auch ihre eigenen Lebensgrundlagen sichern. Diese kulturelle Diversität und das überlieferte Wissen der lokalen Völker sind von unschätzbarem Wert für den Schutz der Biome. Doch auch diese wertvollen Gemeinschaften und ihr Wissen werden durch die Brände bedroht und zerstört.

Es gibt bereits Klimaschutzprojekte in den verschiedenen tropischen Wäldern, doch das Budget reicht nicht aus, um die Wiederaufforstung vollständig zu finanzieren. Wenn ich derzeit mit dem Auto durch die Natur in der Nähe von Brasília fahre, sehe ich viele brachliegende Flächen, wo vor einigen Jahren noch zahlreiche Bäume standen. Denn es sind nicht nur die bekannten Wälder, die brennen, sondern viele weitere Gebiete.

Ursachen der verheerenden Brände

Die Hauptursache für die Brände sind gezielte Brandstiftungen. Jahr für Jahr werden wertvolle Wälder, insbesondere für Sojaplantagen und Rinderweiden, niedergebrannt. Amazonas, Pantanal und Cerrado stehen in Flammen, weil massive wirtschaftliche Interessen im Spiel sind. Mit erheblichem kriminellem Aufwand werden Regenwälder, Savannen und Feuchtgebiete zerstört. Laut dem WWF geht die absichtliche Zerstörung der Natur oft mit illegaler Landnahme im großen Stil einher. Es handelt sich um ein Milliardengeschäft. Vor allem der Anbau von Zucker und Soja sowie die Viehzucht führen zur Abholzung. Diese Produkte werden dann in die USA und nach Europa exportiert.

Allerdings möchte ich hier einen wichtigen Punkt hinzufügen, nachdem ich mit vielen Brasilianer*innen über dieses Thema gesprochen habe: Die ganze Welt schaut mit drohendem Zeigefinger auf Brasilien und die Entwaldung, oft um sich selbst und die eigene Nachhaltigkeit oder die des eigenen Landes zu profilieren. Brasilien ist ein Entwicklungsland, und viele Menschen haben keine andere Möglichkeit, als in der Industrie zu arbeiten oder ihren Lebensunterhalt dort zu verdienen. Umso mehr müssen wir in den Industrieländern finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, denn: Wohlstand verpflichtet.

Obwohl dieser Artikel einen düsteren Blick auf die Situation der tropischen Wälder wirft und die Herausforderungen bei den Restaurationsprojekten beleuchtet, möchte ich dennoch einen wichtigen Gedanken anfügen und den Menschen etwas Eigenmacht über die Situation zusprechen: Wir müssen auch unsere Konsumgewohnheiten ändern, um die Nachfrage zu beeinflussen und Anreize für den Ausbau erneuerbarer Energien sowie den Konsum klimafreundlicher Produkte zu schaffen, um der Entwaldung entgegenzuwirken. Denn:

Natur → Wirtschaftliche Interessen (Zucker- und Sojaanbau, Viehzucht) → Abholzung → Reduzierte CO2-Bindung → Verschärfung der Klimakrise → Erhöhung der Temperaturen → Intensivierung des Treibhausgaseffekts → Rückgang der Biodiversität → Besorgnis der Bevölkerung über den Verlust an Natur → Dringlichkeit nachhaltiger, lokaler Konsumentscheidungen → Reflexion über individuelle Handlungsmöglichkeiten zur positiven Veränderung → Überlegen, wie man als Einzelner in dieser Welt etwas verändern und bewirken kann.

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