Energie ist zu einem High-Interest-Produkt geworden (32)

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In der 32. Folge des Podcast zur Energiezukunft spricht Katharina Klein live von der E-world  – Europas größter Energiefachmesse – vor Ort in Essen mit Volker Bloch, Leiter Vertrieb, Marketing und Digitale Produkte bei EnBW und gleichzeitig Geschäftsführer der Yello Strom GmbH in Köln.  

Volker Bloch verantwortet das Endkundengeschäft von EnBW und Yello. Er spricht über die veränderten Bedürfnisse der Endkund*innen und darüber, welche Herausforderungen diese Entwicklungen mit sich bringen.  

Wenn wir von Kundenbedürfnissen sprechen, was ist konkret gemeint? 

Früher standen Standardverträge im Vordergrund, wobei der Preis die entscheidende Rolle spielte. Mit der Zeit begannen Anbieter, sich durch Marke und Service zu differenzieren. Heute betreten wir ein neues Zeitalter: Endkunden erzeugen zunehmend ihren eigenen Strom, speichern diesen, nutzen Wärmepumpen und fahren elektrisch, wobei sie ihre Fahrzeuge zuhause laden. Diese Kunden werden immer vernetzter und möchten ihre Elektrifizierung zuhause intelligent steuern. Wir befinden uns aktuell an einem Wendepunkt, an dem diese Entwicklungen den Massenmarkt erreichen. 

Wie müssen die Angebote gestaltet sein, um das Interesse der breiten Masse an der vernetzten Energiewelt zu wecken?

Es ist entscheidend, sich in die Kund*innen hineinzuversetzen und ihre Bedürfnisse zu verstehen. Im Massenmarkt sind Einfachheit, Vertrauen und Benutzerfreundlichkeit von größter Bedeutung. Wichtig ist, dass alles reibungslos funktioniert. Besonders positiv ist es, wenn die Kund*innen zusätzlich finanziell profitieren und ein gutes Gewissen haben können, weil sie nachhaltig und autark ihren eigenen Strom erzeugen. 

Viele Kund*innen haben jedoch Bedenken, dass die vernetzte Energiewelt möglicherweise nicht zuverlässig funktioniert. Diese Ängste müssen ihnen genommen werden.  

Was waren die Entwicklungsschritte im Endkundengeschäft?

Im Endkundengeschäft war es die Energiekrise, die das Bewusstsein für den Wert von Energie geschärft hat. In dieser Zeit wurde den Menschen bewusst, dass Energie ein wertvolles Gut ist, und sie haben angefangen, sich intensiver damit zu beschäftigen. Wärmepumpen und Elektromobilitätsspeicher erlebten einen Boom, der durch regulatorische Subventionen unterstützt wurde. Energie ist plötzlich zu einem High-Interest-Produkt geworden, was der Energiebranche zugutekommt. Gleichzeitig steigen jedoch die Anforderungen: Kund*innen achten kritischer auf Preise, Apps und Benutzerfreundlichkeit, was die Energiebranche in die Pflicht nimmt und ihr eine größere Verantwortung auferlegt. 

Wie sorgt die EnBW für Vertrauen auf Seiten der Endkund*innen?

Volker Bloch erläutert: „Vertrauen spielt eine zentrale Rolle, sowohl in Bezug auf die Funktionalität als auch auf den Datenschutz. Besonders im Massenmarkt ist Datenschutz eines der wichtigsten Themen. Hier ist das Vertrauen in den Anbieter von entscheidender Bedeutung. 

Der typische Entwicklungszyklus von Produkten der EnBW beginnt damit, dass sie zunächst von Freunden und Familie getestet werden, um sicherzustellen, dass sie funktionieren und benutzerfreundlich sind. Anschließend werden sie in kleinen Kunden-Panels eingeführt, wo durch mehrere Feedbackrunden mit den Kund*innen Optimierungen vorgenommen werden. Erst danach erfolgt der Rollout in den breiten Markt, sodass sichergestellt wird, dass die Produkte zuverlässig und sicher sind.“  

Wie wird auf die unterschiedlichen Kund*innenbedürfnisse eingegangen?

Derzeit gibt es im Portfolio einen rein flexiblen Tarif, der vor allem die High-Interest-Kundinnen anspricht. Für den Massenmarkt werden aktuell zeitvariable Tarife entwickelt, die es ermöglichen, das Auto oder die Wärmepumpe gezielt zu steuern. Die nächste Stufe, die derzeit noch eine Vision ist, umfasst einen Algorithmus, möglicherweise KI-basiert, der nur die Bedürfnisse der Kund*innen abfragt. Diese geben einfach an, was sie möchten, und die Technik setzt es um. Wenn das erreicht ist, wird die Akzeptanz der Energiewende bei den Endkund*innen deutlich steigen. 

Welche Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen, um die flexiblen Tarife voranzutreiben?

Stabilität ist entscheidend. Planungsunsicherheit stellt eine große Herausforderung dar. Sowohl die Wirtschaft als auch die Energiebranche benötigen Planungssicherheit, um Investitionen und Kapazitäten planen zu können.  

Zudem liegt der Fokus der Energiewende derzeit noch stark auf Erzeugung und Netzen, doch die Bedeutung der Kund*innen und deren Akzeptanz darf nicht unterschätzt werden. Die Energiewende muss im Einklang mit den Bedürfnissen der Kund*innen erfolgen. Schließlich tragen die Endkund*innen die Kosten der Energiewende, unter anderem durch ihre Netzentgelte. Dieser Dreiklang aus Erzeugung, Netzen und Kund*innen sollte stärker gefördert werden. 

Wie kann auf Kundenseite Akzeptanz für die Energiewende geschaffen werden?

Kund*innen auf dem Massenmarkt handeln, wenn sie einen klaren Nutzen erkennen, sei es durch finanzielle Anreize oder einen verbesserten Komfort. Wenn ein Ziel klar und nachvollziehbar ist, sind sie bereit, diesen Weg zu gehen. Die Verunsicherung bei den Kund*innen ist jedoch groß, insbesondere aufgrund der sich ständig ändernden politischen Rahmenbedingungen. Je besser die Kund*innen informiert werden, desto eher werden sie zu Partnern und Unterstützern der Energiewende. 

Nützliche Links

Ganz neu: Hier geht’s zur Video-Aufzeichnung auf Youtube!

 

 

 

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