E-Auto oder Verbrenner: Fakten statt Mythen zur E-Mobilität

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In der 40. Folge des Podcast zur Energiezukunft spricht Holger Schäfer mit Franz Loogen, Geschäftsführer der e-mobil BW GmbH, über die Zukunft der Mobilität.

Warum ist Elektromobilität kein kurzfristiger Trend?

„Elektromobilität ist unumkehrbar“, betont Franz Loogen. Mit einem Marktanteil von rund 20 Prozent rein elektrischer Fahrzeuge in Deutschland und weiteren 10 Prozent Plug-in-Hybriden ist die Technologie fest etabliert. Insgesamt tragen heute 60 Prozent der Fahrzeuge elektrische Komponenten. Damit ist der Anteil reiner Elektroautos bereits höher als der von Dieselfahrzeugen.

Die Entwicklung verläuft jedoch nicht überall gleich schnell. China ist Vorreiter, Nordamerika hinkt hinterher. Aber in allen großen Märkten ist die Richtung klar: Elektromobilität wird kommen – die Frage ist nur, wie schnell.

Welche Vorurteile und Ängste prägen die Diskussion rund um Elektromobilität?

Brennende Batterien, Reichweitenangst, Umweltbilanz – viele Mythen halten sich hartnäckig. Studien, etwa vom Fraunhofer-Institut, zeigen jedoch: Elektroautos sind sicher und klimafreundlicher als Verbrenner, selbst unter Berücksichtigung der Batterieproduktion.

Warum ist die Debatte trotzdem so emotional? Loogen sieht die Ursache in „Ängstlichkeit vor Veränderung“. Technologische Umbrüche gab es schon immer – vom Vergaser zur Einspritzung, von Trommel- zu Scheibenbremsen. Doch die aktuelle Transformation betrifft nicht nur Technik, sondern auch Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Das sorgt für Unsicherheit.

Wie wirkt sich der Mobilitätswandel auf Baden-Württemberg aus?

Die Automobilbranche ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor im Südwesten. „Wir müssen immer das Neueste machen“, sagt Loogen. Denn Technologien, die nicht mehr innovativ sind, wandern oft ins Ausland. Beispiele wie Batteriefertigung, Brennstoffzellen und elektrische LKW zeigen, dass Baden-Württemberg hier bereits führend ist.

Mit dem Cluster „Elektromobilität Südwest“ vernetzt e-Mobil BW Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Ziel: Innovationen vorantreiben und den Standort zukunftsfähig machen. Denn nur wer technologisch vorne bleibt, kann im globalen Wettbewerb bestehen.

Was bedeutet Elektromobilität für Nutzerinnen und Nutzer?

Laden statt Tanken – das ist die größte Umstellung. Dank Roaming und besserer Ladeinfrastruktur wird das einfacher, auch wenn Preistransparenz und Service an Ladeparks noch verbessert werden müssen. Baden-Württemberg war das erste Flächenland mit flächendeckender Ladeinfrastruktur. Dennoch fordert Loogen europäische Konvergenz, um Reisen über Ländergrenzen hinweg zu erleichtern.

Und die Kosten? Schnellladen ist teurer als Laden zu Hause, was vor allem an Netzentgelten und Infrastrukturkosten liegt. Politische Maßnahmen könnten hier für Entlastung sorgen. Trotzdem ist Laden im Durchschnitt günstiger als Tanken – besonders mit eigener Solaranlage.

Welche Chancen bietet die Transformation zum Elektroantrieb für Arbeitsplätze?

Elektroautos sind weniger reparaturanfällig, doch Werkstätten bleiben wichtig. „Der Mechatroniker wird jetzt noch mehr Troniker, aber bleibt auch Mecha“, sagt Loogen. Neben klassischen mechanischen Arbeiten kommen neue Aufgaben hinzu: Batteriewartung, Software-Updates, digitale Diagnose. Für junge Menschen bedeutet das ein spannendes Berufsbild mit Zukunft.

Welche Rolle spielt die Politik im Mobilitätswandel?

Viele Entscheidungen fallen auf europäischer Ebene – etwa beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Baden-Württemberg zeigt, wie es geht: flächendeckende Ladepunkte, Förderung für LKW-Lader und Netzwerke für Innovation. Gleichzeitig braucht es weniger Bürokratie, stabile Energiekosten und Investitionen in Forschung.

„Wir sollten Herausforderungen nicht schönreden, sondern anpacken“, fordert Loogen. Und: Gute Beispiele sichtbar machen. Mit der „Good-News-Kampagne“ zeigt e-Mobil BW, wie Unternehmen und Forschung gemeinsam Lösungen entwickeln – von Batteriefertigung bis zu elektrischen LKW für die Brauerei Rothaus.

Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus?

Im Jahr 2050 werden fossile Energien weitgehend verschwunden sein. Strom wird der wichtigste Energieträger sein, ergänzt durch Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe. Vernetzte und autonome Fahrzeuge sowie digitale Services werden den Alltag prägen. Ampeln, die Rettungswagen erkennen, Fahrzeuge, die miteinander kommunizieren – vieles davon ist heute schon technisch möglich.

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