Steigende Energiepreise treffen auf ineffiziente Gebäude, und die Hemmschwelle für größere Investitionen bleibt hoch.
Viele Energieversorger können die Anforderungen von Gewerbekunden nach einer umfassenden Energieberatung nicht abbilden. Welche Hilfsmittel stehen zur Verfügung?
Fakt ist: Die Energiewende in Gebäuden geht nicht schnell genug voran. Über 12 Millionen Nichtwohngebäude in Europa sind zum Großteil energetisch ineffizient, verbrauchen zu viel Strom und Wärme und stoßen unnötig CO₂ aus. Gleichzeitig steigen die regulatorischen Anforderungen: CO₂-Bepreisung, ESG-Reporting und verschärfte Effizienzvorgaben setzen Unternehmen unter Druck.
Die Folge: Die Nachfrage nach energetischen Sanierungen steigt – doch die Realität in vielen Gewerbeimmobilien sieht anders aus. Unternehmen haben zu wenig Zeit, zu wenig Ressourcen und oft auch zu wenig Wissen, um sich tiefgehend mit der Optimierung ihrer Energieversorgung auseinanderzusetzen. Viele bleiben in der Kostenfalle stecken: Steigende Energiepreise treffen auf ineffiziente Gebäude, und die Hemmschwelle für größere Investitionen bleibt hoch.
Stadtwerke und Energieversorgungsunternehmen (EVU) stehen dadurch vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits müssen sie selbst neue Geschäftsfelder aufbauen, um in einer zunehmend dezentralen Energielandschaft relevant zu bleiben. Andererseits sind sie die zentralen Akteure, die Unternehmen durch die Energiewende navigieren sollen. Doch wie können sie tausende Gewerbekunden mit völlig unterschiedlichen Anforderungen effizient beraten und bedienen?
EVU und Stadtwerke: Gefangen zwischen Regulierung und Kundenerwartung
Die meisten Unternehmen haben keine eigene Energieabteilung – und erwarten, dass ihr Energieversorger ihnen nicht nur Strom verkauft, sondern die Dekarbonisierung einfach macht.
Gewerbekunden sind eine extrem heterogene Zielgruppe. Die Anforderungen eines kleinen Handwerksbetriebs unterscheiden sich fundamental von denen eines Logistikzentrums, einer Bäckerei oder einer industriellen Produktionshalle. Manche brauchen leistungsstarke Batteriespeicher zur Lastspitzenkappung, andere eine kluge Wärmepumpenstrategie, wieder andere ein Solar-Repowering. Ein One-size-fits-all-Ansatz funktioniert hier nicht.
Doch genau das ist das Problem vieler EVU. Sie haben jahrzehntelang standardisierte Produkte angeboten – Stromlieferverträge, Netznutzungsabrechnungen, klassische Energiedienstleistungen. Doch heute erwarten Kunden individuelle Lösungen, transparente Analysen und eine einfache Umsetzung neuer Technologien. Gleichzeitig müssen Stadtwerke und EVUs ihren eigenen wirtschaftlichen Spagat meistern: Sie dürfen keine teuren Einzelberatungen verschenken, müssen aber auch schnell skalierbare Lösungen bieten.
Ein häufig unterschätztes Problem ist, dass viele Unternehmen gar nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Welche Technologie bringt den größten Hebel? Wo gibt es Förderungen? Welche Maßnahmen lohnen sich wirtschaftlich? Die meisten Unternehmen haben keine eigene Energieabteilung – und erwarten, dass ihr Energieversorger ihnen nicht nur Strom verkauft, sondern die Dekarbonisierung einfach macht.
Doch wie kann man eine so diverse Kundengruppe bedienen, ohne sich in Einzelprojekten zu verzetteln?
KI statt Gutachten-Wust: Ein neues Geschäftsmodell für EVUs

Bild: Gridty
Ein Paradigmenwechsel ist nötig. Der bisherige Beratungsansatz – wochenlange Machbarkeitsstudien, individuelle Audits, aufwändige Berechnungen – ist zu langsam und kostenintensiv. Stadtwerke und Energieversorger stehen vor der Herausforderung, sich vom reinen Energieanbieter zum ganzheitlichen Energiedienstleister zu entwickeln. Digitale Technologien, insbesondere KI-gestützte Softwarelösungen, können dabei den entscheidenden Unterschied machen.
Moderne Analyseplattformen ermöglichen es, innerhalb weniger Minuten präzise energetische Handlungsempfehlungen für komplexe Gebäude oder ganze Immobilienportfolios zu generieren. Gewerbekunden erhalten auf Knopfdruck Antworten auf essenzielle Fragen:
✅ Lohnt sich eine Wärmepumpe?
✅ Welche Speicherlösung ist wirtschaftlich?
✅ Wie kann ich meinen Eigenverbrauch optimieren?
✅ Welche Förderung passt zu meinem Projekt?
Doch es geht nicht nur um einzelne Technologien, sondern um eine ganzheitliche Optimierung der Energieversorgung. KI-gestützte Lösungen simulieren zukünftige Lastprofile, Förderbedingungen und Investitionsrenditen – und das nicht nur für ein einzelnes Gebäude, sondern für hunderte oder gar tausende Standorte.
Einige Unternehmen setzen bereits auf diese neue Form der digitalen Energieberatung. So ermöglicht Gridty mit seiner Plattform eine automatische Gebäudedaten-Anreicherung und Simulationen, die EVUs und Stadtwerken eine fundierte Entscheidungsbasis liefern. Damit können sie ihren Gewerbekunden sofort umsetzbare, wirtschaftlich optimierte Dekarbonisierungsszenarien präsentieren – von Wärmepumpen über PV und Speicherlösungen bis hin zu Lastmanagementstrategien. Das spart Zeit, reduziert Beratungsaufwände und stärkt die Position von Energieversorgern als innovative Partner für eine nachhaltige Energiezukunft.
Die Energiewende braucht Tempo – wer setzt den Maßstab?
Die kommenden Jahre werden darüber entscheiden, welche Energieversorger sich als führende Partner der Industrie und des Gewerbes auf dem Weg zur Dekarbonisierung etablieren – und welche an Bedeutung verlieren.
Eines steht jedoch fest: Die Energiewende kann nicht warten. Wer jetzt in smarte, skalierbare Lösungen investiert, wird den Energiemarkt der Zukunft mitgestalten. Unternehmen suchen klare Strategien, Stadtwerke benötigen zukunftsfähige Geschäftsmodelle – und digitale Lösungen bieten den Schlüssel, um beides miteinander zu verbinden.
Jetzt ist der Moment, die Energiewende im Gebäudesektor konsequent in die Umsetzung zu bringen.
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