Die kulturelle Transformation eines Energieversorgers

Gastautor Portrait

Uli Huener

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

Uli Huener führte die Geschäfte der Yello Strom GmbH und der EnBW Vertrieb GmbH bevor er am 1. Oktober 2013 die Verantwortung für das Innovationsmanagement der EnBW AG übernahm. Er studierte Mathematik sowie BWL und erlangte am California Institute of Technology den Master of Science in Angewandter Mathematik. Vor seinem Wechsel in die Energiebranche war Uli Huener bei der Deutschen Telekom verantwortlich für das DSL und Festnetz Geschäft. Insgesamt blickt er auf 25 Jahre internationaler Erfahrung in verschiedenen Managementfunktionen in der IT- und Telekommunikationsbranche zurück.

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10. März 2014

Die Energiebranche befindet sich in einem dramatischen Umbruch. Historisch gewachsene Geschäftsmodelle kommen sowohl durch politische Rahmenbedingungen, aber auch durch sich verändernde Marktdynamik und neu entstehende Kundenbedürfnisse immer stärker unter Druck.

Laut Jeremy Rifkin „Die Dritte industrielle Revolution“ befindet sich auch unsere Gesellschaft in einer grundlegenden Veränderung:
– Die Erwartungshaltung der Kunden ändert sich.
– Technologie verändert sich (Mobile, Social, Big Data, Cloud).
– Das Verhalten von Menschen = Kunden verändert sich.
– Trends wie Nachhaltigkeit, Dezentralität, Autarkie und Digitalisierung bestimmen den Mindset der Gesellschaft

Für alle Energieversorger bedeutet dies eine Neuausrichtung in einem noch nie da gewesenen Ausmaß, da hier gesellschaftliche Veränderungen und fundamentale branchenspezifische Marktveränderungen auf einmal wirken.

Es ist also an der Zeit, sich neu zu erfinden. Für die EnBW bedeutet dies mit ausgesprochener Klarheit neue Wege zu gehen. Die Transformation eines klassischen Versorgers mit großen, zentralen Erzeugungspositionen hin zu einem modernen kundenorientierten Unternehmen, das die Erfahrungen der Vergangenheit und die über Jahre gesammelte Systemkompetenz in kundennahe Lösungen und das Erfüllen von Kundenbedürfnissen nutzt, ist eine große Herausforderung und geht mit einer dramatischen kulturellen Transformation ein her.

Innovative, auf den Kunden ausgerichtete Geschäftsmodelle und Lösungen, bedingen ein Umfeld, das bereit ist, neue Wege zu gehen, Risiken in Kauf zu nehmen und schnell und flexibel zu sein. Zukunftsfelder wie Energiemanagement, Energie Effizienz, Smart Home und Smart Grid oder datenbasierte Geschäftsmodelle bringen zusätzliche Herausforderungen mit sich. Der Anteil der energiewirtschaftlichen Kompetenz wird kleiner, andere Kompetenzen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg und neue werden erfolgskritisch. Dies hat insbesondere zur Konsequenz, dass sich die EVUs der Zukunft auch als Partner im Markt positionieren müssen, denn alleine wird es nicht gehen.

Die Fähigkeit, sich in Abhängigkeit vom jeweiligen Geschäftsmodell mit Partnern aus Telko, IT / Anlaytics, Hardware / Sensorik, Speicher, aber auch mit Kundensegmenten wie z.B. Kommunen, zusammen zu arbeiten, wird den Erfolg der Zukunft bestimmen.

Und damit verändert sich auch die Rolle der IT in einem Unternehmen, auch in einem klassischen EVU. Denn auch die IT muss sich transformieren – von einem effizienten IT-Dienstleister hin zu einem Business-Partner, der eine ausgeprägte Nähe zum Geschäft und Kunden hat und das Business aktiv unterstützt („enabled“).

IT wird immer mehr zum Teil des Geschäftsprozesses, weil IT einen Weg darstellt, sich im Wettbewerb zu differenzieren (raus aus der commodity Falle). Wir differenzieren uns schon heute über das Wissen über Kunden und damit über das „Mitdenken“ (Analytics), über das Kundenerleben (neudeutsch: user experience) – d.h. Oberflächendesign, aber auch andere Touchpoints. Damit dringt IT immer tiefer in die Wertschöpfung ein und Wertreiber des Business werden zunehmend digital (Daten getrieben).

Aber die Differenzierung „wandert“ immer mehr von unten nach oben, d.h. man differenziert sich nicht mehr über Server und Betriebssysteme (Blech), sondern über Prozesse und Erleben. Server, Blech und ähnliches wird zu einer Art commodity und allgemein abrufbar (Stichwort: Cloud). Das hat Konsequenzen für die IT.

Hinzu kommt, dass man in Zukunft nicht mehr alles selbst machen muss und nicht mehr über den gesamten Prozess die Kontrolle hat. Beispiel: Bei der Nutzung eines Web-Shops greift man auf Partner zurück. Diese Entwicklung geht hin zu sogenannten Business-Ökosystemen: Die Wertschöpfung wird über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus erbracht. Für die IT bedeutet das eine Entwicklung auch zu einem Integrator. Das gilt auch für Smart Home, virtuelle Kraftwerke, Smart Grid und weitere Themen.

Auch die IT benötigt dazu Partnerschaften. Software-Unternehmen, die den permanenten Wettbewerbsdruck kennen, helfen uns dabei Themen schneller auf die Straße zu bringen. Auch hier gilt es offen zu sein für Marktentwicklungen, die sich in immer höheren Geschwindigkeiten ergeben.

In Summe ist also die Veränderungsfähigkeit entscheidend. Dies gilt in fast in allen Dimensionen einer Organisation:
– Die Fähigkeit für Partnerschaften
– Die Fähigkeiten neue Wege zu gehen und vom Kunden aus zu denken
– Die Fähigkeit IT als Enabler für das Geschäft zu positionieren

Die EnBW hat das erkannt und sich konsequent auf den Weg der Transformation gemacht. Der Weg ist lang und nicht immer geradeaus, aber aus unserer Sicht alternativlos. Für den Erfolg braucht es motivierte Mitarbeiter, engagierte Führungskräfte und eine Portion Geduld. Die Voraussetzungen bringen wir mit. Auf geht‘s!

Diskutieren Sie mit

  1. Erich Görgens

    vor 10 Jahren

    Hallo Herr Huener, Ihren obigen Beitrag habe ich Ihnen in einer Mail ausgiebig kommentiert und gleichzeitig die Vorteile der Nutzung meiner neuen PE-Drive Technologie, geschildert.
    Wenn ich Sie richtig verstanden habe, kann PE-Drive nicht nur alle Umwelt- und Energieprobleme lösen, sondern ebenso Ihre Neuorientierung- und Positionierung im Markt, vorteilhaft- mit bisher unerreichbaren Alleinstellungsmerkmalen- ermöglichen.
    Das Lösungsprinzip dazu lautet: "Austausch umweltschädigender- kinetischer Energie gegen völlig umweltfreundliche, unerschöpfliche- potenzielle Energie.
    Klingt unmöglich...? NEIN, ich zeige Ihnen das dies in Teilen bereits (wenn auch relativ unbekannt) unwiderlegbar "Stand von Wissenschaft und Technik ist."

  2. Dominik Pöschel

    vor 10 Jahren

    ist nicht das höchste Gut immer felxibel wie Gummi auf den Markt zu reagieren NEIN unser Anspruch muß es sein den Markt selber zu Formen und die Umsetzung der eingenen Ziele die Vorteile für die Energieunternehmen sowie deren Kunden bringen. Ich finde es besorgnisserregend von einer Alternativlosigkeit zu sprechen denn Alternativlosigkeit ist keine sinnvolle Diskussionsgrundlage denn was gibt es denn zu diskutieren bei der Alternativlosigkeit????

  3. Dominik Pöschel

    vor 10 Jahren

    Gleich zu Anfang lieber Herr Huener beziehen Sie sich auf den Wandel der ausnahmslos die Deutsche Energiebrachne komplett aus den Angeln hebt. Die anderen Länder machen genausoweiter wir vor Fukushima sogar eine ganze Menge an AKW´s werden in den nächsten Jahren um unser Grünes Land herum gebaut werden. NUR und damit meine ich ausnahmslos NUR wir Deutschen sind geblendet von einer Weltrettermentalität die Ihres gleichen sucht. Nur eine Globale Lösung aller Länder in Bezug auf die regenarative Energieversorgung bzw. die Energieversorgung der Zukunft kann unter umständen bewirken dass die sowieso schon zu großen Teilen irreparabel zerstörte Umwelt in den nächsten 100 Jahren nicht ganz zu grunde gerichtet wird.
    Wieviel Liter verseuchtes Wasser laufen täglich aus dem havarierten Kraftwerk Fukushima ins Meer?
    Die Russische Atom U-Boot Flotte rostet lustig vor sich hin und veseucht ebenfalls das Meer. Unter Beachtung all dieser Tatsachen von denen ich nur zwei von ganz ganz vielen aufgezählt habe wird die Sinnlosigkeit der Deutschen Außenseiterposition deutlich. Wenn wir helfen wollen dann sollten wir den Japanern helfen die Auswirkungen von Fukushima so schnell als möglich kleiner werden zu lassen. Es gibt viele Stellen an denen man Helfen die Umwelt zu bewahren und zu schützen nur die Energiewende alleine für sich betrachtet ist rausgeschmissenes Geld dass unsere Bürger finanziell erheblich belastet und die Beschäftigen der Energiebranchen in Angst und Schrecken versetzt durch den drohenden Verlust Ihres Arbeitsplatzes. Eine seelische und moralische Befriedigung bleibt unserer Deutschen Politik mit Sitz in Berlin vorbehalten denn da ist man Überzeugt den Willen des Deutschen Volkes erkannt zu haben. In der eigenen Illusion lebt es sich halt doch am schönsten. Es

  4. Von Mir

    vor 10 Jahren

    Prinzipiell ein guter Ansatz. Allerdings sind Energieversorger nicht weltweit agierende Onlineshops, Musikanbieter oder soziale Netzwerke. Der Energiekonzern hat folgende Aufgaben: Netzstabilität sicherstellen, Energie produzieren, günstige Arbeitsabläufe schaffen, Energie günstig anbieten, liefern und abrechnen, neue Produktionsmöglichkeiten validieren und Enrgiequellen finden. That`s it!

    Technische Spielereien sind toll! Aber wozu? Großartige neue Funktionen werden nicht hinzukommen. Es ist gut und wichtig dass man sich über die Möglichkeiten neuer Technologien Gedanken macht - dabei sollte man aber eins nicht vergessen: Jeden Cent den die Energieversorgung ausgibt muss der Kunde oder der Anleger zahlen. Keep it simple!

  5. Philip Weiss

    vor 10 Jahren

    Ich finde den Beitrag gut und denke, auch dass v.a. seit Frank Mastiaux die EnBW einen Richtungswechsel vollzogen hat. Aber "der Tanker" lässt sich nicht so schnell umlenken und Fürstentümer fallen nicht von heute auf morgen. Daher wird es eine spannende Zeit bleiben und ich freue mich auf die Veränderungen und hoffe, dass die Energiewirtschaft es langsam anderen Industrien nachmacht und im Zeitalter "2.0" ankommt (EVU sind ja i.d.R. 3-5 Jahre z.B. den Telkos hinterher)

  6. Medard Bob

    vor 10 Jahren

    Welcher billige Ghostwriter hat denn diesen Textmüll verfasst?? Ich nehme nur ein Beispiel:

    "ein Umfeld, das bereit ist, neue Wege zu gehen"

    Man muss sich die verkrachte Metaphorik einmal auf der Zunge zergehen lassen: ein Feld geht Wege ... vielleicht Feldwege ... oder Wegfelder ... Oh weia!

    Oder dieser sinnfreie Zeichenprozess: "Wir differenzieren uns schon heute über das Wissen über Kunden und damit über das „Mitdenken“ (Analytics), über das Kundenerleben (neudeutsch: user experience) – d.h. Oberflächendesign, aber auch andere Touchpoints. Damit dringt IT immer tiefer in die Wertschöpfung ein und Wertreiber des Business werden zunehmend digital (Daten getrieben)."

    Vielleicht sollte man EnBW doch lieber wieder Strom erzeugen statt Stromlinie!

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