In dieser Folge des Podcast zur Energiezukunft spricht Katharina Klein mit Elisabeth Strobel. Sie ist seit 2009 Vorsitzende des Verbands der BürgerEnergiegenossenschaften in Baden-Württemberg. Der Verband zählt 72 Genossenschaften und über 19.500 Mitglieder.
Was ist eine Bürgerenergiegenossenschaft?
Der Gedanke hinter Genossenschaften ist: Was einer allein nicht erreichen kann, das können viele gemeinsam schaffen. Juristische und natürliche Personen schließen sich in der Rechtsform der Genossenschaft zusammen, um gemeinsam Ideen und Projekte zu entwickeln, die für Einzelne nicht realisierbar wären.
Von 2008 bis 2012 wurden aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) viele Bürgerenergiegenossenschaften gegründet, insbesondere zur Installation von Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern in nahezu jeder Gemeinde in Baden-Württemberg. Nach einem Rückgang in den folgenden Jahren ist seit 2-3 Jahren wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Heutzutage liegt der Fokus auf größeren Projekten, wie dem Bau und Betrieb von großen Freiflächen-Photovoltaikanlagen und Windparks. Die Projekte sind damit zwar quantitativ weniger geworden, dafür aber qualitativ intensiver und anspruchsvoller.
Wie entstehen Bürgerenergiegenossenschaften?
Genossenschaften entstehen oft aus politischen und wirtschaftlichen Erfahrungen der letzten Jahre, wie zum Beispiel dem Ukrainekrieg. Menschen, etwa aus dem Gemeinderat, schließen sich zusammen und wenden sich an den Verband, um nähere Informationen zu erhalten. Der Verband unterstützt bei der Gründung, erklärt die Aufgaben, zeigt auf, wie Projekte realisiert werden können und wie Genossenschaften aufgebaut sind, und bietet in vielen weiteren Bereichen Hilfe an. Der nächste Schritt ist die Umsetzung des ersten Projekts. Fachkompetenz im kaufmännischen und technischen Bereich ist für die Gründung erforderlich, wobei der Umfang der benötigten Kompetenz von der Größe des Projekts abhängt. Allen Beteiligten muss klar sein: Mit einer Genossenschaft wird ein wirtschaftliches Unternehmen gegründet.
Welche Menschen engagieren sich in Bürgerenergiegenossenschaften und wie fördern diese die Akzeptanz der Energiewende?
Einige Menschen suchen einfach eine gute Kapitalanlage, andere sind sich ihrer Verantwortung gegenüber der Umwelt bewusst und handeln entsprechend. Zudem gibt es eine Gruppe von Technikbegeisterten, die Quartierslösungen in ihrer eigenen Gemeinde planen und die Energiezukunft aktiv mitgestalten.
Entscheidend ist, die Bürger so früh wie möglich in die Umsetzung eines Projekts einzubeziehen. Wenn Menschen auch monetäre Vorteile aus Projekten ziehen können, unterstützen sie diese stärker, was zur Akzeptanz beiträgt. Bürgerenergiegenossenschaften sollten flächendeckend gegründet werden, um auch diejenigen von der Energiewende zu überzeugen, die Vorbehalte haben. Zudem sind Genossenschaften lokal und regional verankert, was eine persönliche Nähe zu den Mitgliedern sicherstellt. Dies fördert Akzeptanz und konstruktive Diskussionen.
Welche Forderungen und Wünsche haben Sie an die Politik auf Länder- aber auch auf Bundesebene?
Immer weniger Menschen sind bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Wenn es nicht genügend Menschen gibt, die bereit sind, eine Genossenschaft zur Realisierung eines Großprojekts zu gründen, wäre eine Struktur notwendig, um diese Projekte dennoch umsetzen zu können, beispielsweise durch eine Landesgenossenschaft. Nur durch gemeinsames Handeln und passende politische Rahmenbedingungen können wir solche Herausforderungen erfolgreich meistern.
Lesetipp
Elisabeth Strobel empfiehlt das Buch „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens. Es sensibilisiert für die Natur und die Landschaft und zeigt, wie man im Einklang mit ihr leben kann. Das Buch verdeutlicht zudem, wie die Natur uns Gutes tun kann und wie wir im Gegenzug der Natur Gutes tun können.
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