Biodiversität fördern: Wie mittelständische Unternehmen aktiv werden können

Gastautor Portrait

Jens Olberding

Mitgründer läuft GmbH

Jens Olberding ist systemischer Coach, Berater und Trainer mit einem klaren Fokus auf nachhaltiges Personalmanagement und Change-Management. Als Diplom-Arbeits- und Organisationspsychologe und HR-Experte hat er Erfahrung in internationalen Großkonzernen, Start-ups und KMUs gesammelt. Seit 2017 unterstützt er als Mitgründer der läuft GmbH mittelständische Unternehmen, Transformationsprozesse erfolgreich zu gestalten und Nachhaltigkeit tief in ihren Geschäftsstrategien zu verankern. Dabei setzt er auf praxisorientierte Lösungen, die sowohl Organisationen als auch Einzelpersonen befähigen, ihr volles Potenzial im Kontext von Veränderung und Nachhaltigkeit zu entfalten.

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08. Januar 2025
Bild: läuft GmbH

Ein Klärungsversuch

Biodiversität beschreibt die Vielfalt des Lebens – die genetische Vielfalt, die Artenvielfalt und die Vielfalt der Lebensräume.

Jens Olberding

Man stelle sich vor: Im Jahr 2010 wären 100 Menschen gefragt worden, was Biodiversität bedeutet. Wie viele hätten eine präzise Antwort geben können? Vermutlich wenige. Und heute? Wahrscheinlich ist das Bewusstsein für Biodiversität gestiegen, doch der Begriff bleibt oft abstrakt. Dabei ist er zentral: Biodiversität beschreibt die Vielfalt des Lebens – die genetische Vielfalt, die Artenvielfalt und die Vielfalt der Lebensräume. Sie bildet die Grundlage für funktionierende Ökosysteme und somit auch für unser Leben. Doch Biodiversität hat einen ungeliebten Begleiter: ihren Verlust.

Ohne diese Vielfalt können weder die Natur noch die Menschheit langfristig überleben. Deshalb ist es Zeit, nicht nur über Biodiversität zu sprechen, sondern zu handeln – und zwar sofort.

Warum Biodiversität Unternehmen betrifft

Für Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, ist Biodiversität längst nicht mehr nur ein Thema für Umweltschützer*innen. Gesunde Ökosysteme sichern Ressourcen, stabile Lieferketten und langfristige Geschäftsmöglichkeiten. Der Schutz der biologischen Vielfalt ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit.

Ein weiterer Aspekt ist die Reputation: Kund*innen und Mitarbeitende achten zunehmend auf die Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen. Eine aktive Rolle im Schutz der Biodiversität kann zum Wettbewerbsvorteil werden.

Praktische Maßnahmen für den Mittelstand

Doch wie können Unternehmen konkret zur Biodiversität beitragen? Hier sind praxisnahe Beispiele, die direkt umsetzbar sind:

  1. Naturnahe Gestaltung von Außenflächen

Ein Grünstreifen mit Rasen vor dem Gebäude? Ein Hof voller Beton? Das lässt sich ändern! Wandeln Sie öde Flächen in blühende Wiesen, Hecken oder Staudenbeete um. Dies bietet Lebensraum für Insekten und andere Tiere und steigert die Attraktivität des Standorts.

  1. Förderung regionaler und nachhaltiger Lieferketten

Beziehen Sie Rohstoffe von regionalen Produzenten, die ökologisch arbeiten. Das stärkt nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern reduziert auch Transportwege und den CO₂-Ausstoß.

  1. Verzicht auf Pestiziden und Chemikalien

Verzichten Sie auf den Einsatz chemischer Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel. Das schont die Böden und erhält die Lebensgrundlagen für viele Arten.

  1. Biodiversität als Teil der Unternehmensstrategie

Integrieren Sie Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität in Ihre Unternehmensziele und CSR-Strategien. Regelmäßige Evaluierungen helfen, Fortschritte zu messen und Erfolge sichtbar zu machen – ein potentiell wichtiger Baustein für die Öffentlichkeitsarbeit.

  1. Sensibilisierung der Mitarbeitenden

Bieten Sie Schulungen oder Workshops an, um Ihre Mitarbeitenden für das Thema Biodiversität zu begeistern. Kleine Initiativen wie ein Blühstreifen auf dem Betriebsgelände können Großes bewirken.

Wichtig bei all Ihren Vorhaben: Suchen Sie sich Unterstützung durch einen Fachbetrieb, der auf naturnahe Gestaltung spezialisiert ist. Nicht jeder Garten- und Landschaftsbau-Betrieb hat Kenntnisse zu heimischen Wildstauden.

Ein inspirierendes Beispiel: „Außenstelle Natur“

In der Region Hannover zeigt das Projekt „Außenstelle Natur“, was möglich ist. 42 Unternehmen haben ihre Außenflächen naturnah umgestaltet. Aus Beton wurden blühende Wiesen, aus Zäunen lebendige Hecken. Das Ergebnis? Rund 100.000 m² neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere – und ein beeindruckendes Signal für den Artenschutz.

Solche Projekte verdeutlichen: Es braucht nicht die großen Konzerne, um etwas zu bewegen. Gerade mittelständische Unternehmen können durch kreative und einfache Maßnahmen einen echten Unterschied machen.

Vorher/Nachher-Bilder einer Renaturierung eines Firmengeländes durch die „Außenstelle Natur

Bilder: © Umweltzentrum Hannover e.V.

Warum jetzt handeln?

Der Verlust der Biodiversität schreitet schnell voran. Unternehmen, die jetzt aktiv werden, tragen nicht nur zur Lösung eines globalen Problems bei, sondern profitieren auch selbst: durch stabile Ökosysteme, eine positive Wahrnehmung und zukunftssichere Geschäftsmodelle.

Die Frage ist nicht mehr, ob Sie etwas tun sollten, sondern wie. Jeder erste Schritt zählt – sei es durch die Umgestaltung Ihrer Außenflächen, durch nachhaltige Einkaufspolitiken oder durch das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität in Ihrem Team.

Fazit

Biodiversität ist mehr als ein Trend. Sie ist unsere Lebensgrundlage – und der Mittelstand spielt eine entscheidende Rolle, sie zu schützen. Der Einstieg mag klein beginnen, doch die Wirkung ist groß. Wenn jede Entscheidung für mehr Vielfalt und Nachhaltigkeit getroffen wird, profitieren alle: Unternehmen, Menschen und der Planet.

Fangen Sie heute an – für eine Zukunft, die lebendig bleibt.

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