Beteiligung als Erfolgsfaktor für die Kommunale Wärmeplanung

Gastautor Portrait

Manuel Thom

Kommunalmanagement, e-regio GmbH & Co. KG

Manuel Thom ist Leiter des Team Wärmewende beim Energiewendeunternehmen e-regio GmbH & Co. KG. In sein Tätigkeitfeld gehört die Koordination der Energie- und Wärmewende in der Region Rhein-Eifel und damit auch die Durchführung der kommunalen Wärmeplanung in aktuell 13 Kommunen.

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03. Juni 2025
Bild: @rawpixel.com

Die Wärmewende zwischen Rhein und Eifel verlangt mehr als technische Lösungen – sie lebt von lokaler Passgenauigkeit und echter Beteiligung. Genau dafür wurde bei e-regio das Team Wärmewende ins Leben gerufen. Unsere Aufgabe: Kommunen, Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen dabei zu unterstützen, die regionale Energie- und Wärmewende vorzudenken und zu gestalten. Als Startschuss für die große Aufgabe der Energietransformation in den nächsten beiden Dekaden führen wir aktuell für 13 Kommunen die Ersterstellung der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) durch. Dabei verfolgen wird den Ansatz, dass die KWP mehr als nur eine Datenarbeit ist und neben einer ersten strategischen Orientierungshilfe auch zu einem langfristigen Erfolgsfaktor wird.

Warum Standardlösungen nicht funktionieren

Die Rahmenbedingungen der Kommunen sind höchst unterschiedlich. Ob dichte Innenstadt, Gewerbegebiet oder ländliche Streusiedlung – jede Kommune stellt andere Anforderungen. Ein „Plan von der Stange“ funktioniert nicht. Genau deshalb schauen wir uns genau an, was vor Ort zählt: Wir betrachten, wie die energetische Ausgangslage aussieht, welche Akteursgruppen wichtig sind und welche Chancen die jeweilige Kommune bietet.

Beteiligung von Anfang an – strukturiert und verbindlich

Von Beginn an ist unser übergeordneter Anspruch: Beteiligung ist keine Nebensache, sondern der Kern unserer Arbeit. Wir verstehen uns als Steuerungs- und Koordinationsstelle– nicht als reine Planungs- oder Analyseabteilung. Unsere Aufgabe ist es, verschiedene Akteursgruppen systematisch einzubinden. Dazu gehören Bürgerschaft, Unternehmen, Industrie, Gewerbe, Handwerk und kommunale Verwaltung sowie weitere Akteure.

Wir bringen alle Beteiligten frühzeitig zusammen, steuern den Prozess und sorgen dafür, dass sich Datenanalyse, Vor-Ort-Kenntnisse, Planung, Umsetzungsfähigkeit sowie lokale Bedarfe und Potenziale sinnvoll verbinden.

Die Akteursgruppen im Blick – Formate nach Maß

In der Praxis nutzen wir unterschiedliche Formate, abgestimmt auf die jeweiligen Zielgruppen:

  • Bürgerschaft
    Informationsveranstaltungen, Beteiligungsplattformen, Kommunikationsplattform als Website, digitale Energiewendeplattform (digitaler Zwilling) zur Visualisierung der Ergebnisse, um die Energie- und Wärmewende greifbar und somit verständlich zu gestalten
  • Gewerbe, Industrie und Handwerk
    Interaktive Akteursworkshops und vertiefende Fachdialoge, die Umsetzungsmöglichkeiten und Anknüpfungspunkte für Betriebe konkret machen
  • Kommunale Akteure
    enge Verzahnung, z. B. durch Bilder einer Steuerungsgruppe oder Projektgruppe mit Einbindung von Stadtentwicklung, Klimaschutz, Umweltschutz, Hochbau, Tiefbau, Liegenschaftsmanagement, Kämmerei oder Wirtschaftsförderung

Die Erfahrung zeigt: Beteiligung erhöht nicht nur die Transparenz, sondern verbessert auch die Qualität der erarbeiteten Strategien.

Manuel Thom

Die verschiedenen Gruppen werden nicht nur informiert, sondern aktiv beteiligt. Denn selbst die beste Datenarbeit liefert nur dann tragfähige Lösungen, wenn sie im Zusammenspiel mit den Umsetzern vor Ort kritisch hinterfragt und weiterentwickelt werden – also im Dialog mit der Bürgerschaft, unter Berücksichtigung der Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes, der realen Umsetzungsmöglichkeiten, der Bedeutung von Industrie und Gewerbe sowie der spezifischen Ausgangslage der jeweiligen Kommune.

Technisch gute Lösungen brauchen Akzeptanz. Auch Deshalb setzen wir auf frühzeitige und echte Beteiligung. In Euskirchen etwa diskutierten über 100 Teilnehmende auf einer öffentlichen Veranstaltung offen über die ersten Entwürfe. Auch in anderen Kommunen gehören Bürgerdialoge, digitale Plattformen und Fachgespräche fest zum Prozess.

Die Erfahrung zeigt: Beteiligung erhöht nicht nur die Transparenz, sondern verbessert auch die Qualität der erarbeiteten Strategien. Lokales Wissen, konkrete Hinweise zu Versorgungsengpässen, Gebäudesubstanz oder ungenutzten Potenzialen fließen direkt in die Wärmepläne ein und machen sie tragfähiger.

Fortführung der Kommunalen Wärmeplanung

Kommunen verfügen über die Fachexpertise vor Ort und kennen die Bedürfnisse ihrer Bürger:innen und ortsansässigen Unternehmen am besten.

Manuel Thom

Das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 ist klar formuliert, doch der Weg dorthin ist unklar, langwierig und voller offener Fragen. Gleichzeitig wird das Energiesystem komplexer, digitaler und vernetzter. Mit der Ersterstellung der KWP ist der erste Schritt getan, doch die eigentliche Herausforderung beginnt danach – die Umsetzung. Sie erstreckt sich (mindestens) bis ins Jahr 2045 und erfordert dauerhaftes Engagement, strategische Koordination und ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit.

Damit dieser Prozess gelingt, ist es entscheidend, das in der Wärmeplanung aufgebaute Wissen langfristig nutzbar zu machen und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Digitale Lösungen und Plattformen spielen hierbei eine zentrale Rolle. Sie stellen sicher, dass Planungsdaten transparent, nachvollziehbar und aktuell bleiben und bilden damit das Rückgrat einer der Planung, Beteiligung und somit der Umsetzung.

Kommunen verfügen über die Fachexpertise vor Ort und kennen die Bedürfnisse ihrer Bürger:innen und ortsansässigen Unternehmen am besten. Sie sind die erste Anlaufstelle für Bürger:innen und Unternehmen und wollen lebenswerte, klimafreundliche und wirtschaftlich tragfähige Räume schaffen und erhalten. Doch Kommunen stehen bereits heute unter enormen Herausforderungen. Die Anforderungen steigen schneller als die Ressourcen. Fachkräfte sind knapp, der Koordinationsaufwand wächst, und die Vielzahl an Förderprogrammen erfordert fundiertes Know-how. Genau deshalb ist es entscheidend, die Wärmeplanung nicht als isolierte Pflichtaufgabe zu sehen, sondern als Startpunkt einer strategischen Umsetzung, die gründlich, effizient und im Verbund erfolgen muss.

Auch die Beteiligungsformate müssen in den nächsten Schritten weiterverfolgt werden und Teil der Verstetigungsstrategie und des Controllingkonzeptes sein. Das Team Wärmewende strebt an die Kommunen in ihrer Rolle als Katalysator zu stärken und zu entlasten und so als Motor der Energie- und Wärmewende für die Region zu wirken

Fazit: Beteiligung von Anfang an

Seit Gründung des Team Wärmewende steht Beteiligung im Mittelpunkt unserer Arbeit. Nur wenn Kommunen, Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen gemeinsam an der Umsetzung mitwirken, wird aus der kommunalen Wärmeplanung ein realer Fortschritt für die Region. Genau daran arbeiten wir – Tag für Tag, mit Struktur, mit Verbindlichkeit und gemeinsam mit den Menschen vor Ort.

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